Stabsübergabe im Management der Kochnationalmannschaften

Sieben Jahre lang führte Tobia Ciarulli die Kochnationalmannschaften als Teammanager – zuletzt zum Weltmeistertitel. Ab April übernimmt der Luzerner Marco Steiner das Amt.

  • Teammanager der Schweizer Kochnationalmannschaften von 2016 bis Ende März 2023. (Bilder ZVG)
  • Neuer Teammanager der Schweizer Kochnationalmannschaften ab April 2023.

Tobia Ciarulli

Teammanager der Schweizer Kochnationalmannschaften von 2016 bis Ende März 2023

Im Dezember sind Sie mit den Schweizer Kochnationalmannschaften Doppel-Weltmeister geworden. Schöner kann man als Teammanager eigentlich nicht abtreten, oder?
Ja, das ist so. Die beiden Titel sind der Lohn für meinen Einsatz als Teammanager während sieben Jahren. Es fühlt sich mega gut an.

Wie haben Sie den Moment erlebt, als klar wurde, dass sich gleich beide Mannschaften den Titel geholt haben?
Für mich war das Warten auf die Rangverkündigung mit unbeschreiblichen Emotionen verbunden. Neben der riesigen Freude über diesen Erfolg zogen im Schnelldurchlauf auch all die schwierigen Momente, die ich auf dem Weg zu diesem Podestplatz durchlebt hatte, durch meinen Kopf. Danach war es sehr schön für mich, dass jedes einzelne Teammitglied seine Wertschätzung für meine Arbeit ausdrückte.

«Die Trennung von den Mannschaften ist für mich wie die Trennung von einem Kind.»

Vor dem Wettbewerb sagten Sie, dass man «ein grosses Resultat» erzielen könne. Haben Sie mit diesem Triumph gerechnet?
Ich habe mehr als einmal von einem unmöglichen Erfolg geträumt, und dieser Traum hat sich nun verwirklicht. Es war die gerechte Belohnung für alle, die nicht nur gut gearbeitet, sondern auch an den Traum geglaubt haben. Man darf nicht vergessen, dass wir unter anderem bereits 2016 Vize-Olympiasieger wurden, 2017 Meister des «Chef’s Table»-Programms an der Intergastra in Stuttgart und 2018 Vizeweltmeister mit dem Junioren-Team sowie Weltmeister mit dem Schokoladen-Schaustück der Kochnati. Wir haben in diesen sieben Jahren nicht weniger als 20 Goldmedaillen geholt und gehörten immer zu den besten Teams der Welt. Der Triumph in Luxemburg krönt diese erfolgreiche Zeit.

Was war am Ende ausschlaggebend für diese Krönung?
Es stimmte einfach alles. Wir haben alle bisherigen Erfahrungen genutzt und Menüs mit soliden Grundlagen und mehreren noch nie dagewesenen Innovationen präsentiert. Mit den meisten Teammitgliedern habe ich mehrere Jahre lang zusammengearbeitet und kannte ihre Stärken und Schwächen genau. Ich habe alle Teammitglieder persönlich ausgewählt und auch in schwierigen Zeiten nie an ihrem Potenzial gezweifelt.

Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Teammanager aus?
Das ist eine schwierige Frage. Es hängt viel vom Charakter einer Person ab, aber auch von der Ausdauer, der Berufserfahrung und davon, wie viel Wettbewerbsvirus man im Blut hat. Wichtig ist sicher, jederzeit den Überblick zu haben und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und zu guter Letzt sollte man insbesondere drei Werte vorleben: Vertrauen, Organisation und Respekt.

Wie schwer fällt Ihnen der Abschied nach sieben Jahren?
Die Entscheidung ist langsam gewachsen und war nicht leicht, aber diesmal siegte die Rationalität über die Gefühle. Der Teammanager-Job wurde damals neu geschaffen. Rückblickend kann ich sagen, dass das Ganze wie ein Kind gewachsen ist. Die Trennung von einem Kind ist nie einfach, aber man muss wissen, wann es Zeit ist, loszulassen. Und welcher Moment könnte besser sein als dieser! Nun habe ich einige Reisen geplant, bevor ich wieder offen für neue Projekte bin.

(Angela Hüppi)


Zur Person

Tobia Ciarulli ist seit 47 Jahren als Koch tätig. Neben beruflichen Stationen auf allen Kontinenten weist er auch viel Wettbewerbserfahrung auf. Unter anderem ist er seit 20 Jahren Mitglied der Kommission für Kochwettbewerbe in der Schweiz und war Jury­mitglied bei der Olympiade der Köche 2004 in Erfurt, beim Culinary World Cup 2006 in Luxemburg und beim Salon Culinaire Mondial 2013 in Basel. Seit sieben Jahren ist er Teammanager der beiden Schweizer Kochnationalmannschaften des Schweizer Kochverbands. Tobia Ciarulli lebt in Gstaad/BE, wo er 20 Jahre lang Küchen­chef im Hotel Olden von Bernie Ecclestone war.


Marco Steiner

Neuer Teammanager der Schweizer Kochnationalmannschaften ab April 2023

Als Teammanager haben Sie zuletzt den Cercle des Chefs de Cuisine Lucerne zum Olympia- und Weltmeistertitel der Regioteams geführt. Wie haben Sie die Siegerehrung erlebt?
Das war ein unvergesslicher Moment. Wir hatten unser Ziel des Weltmeistertitels erreicht. Dass wir gemeinsam mit den Bernern und Ostschweizern auf dem Podest standen, machte den Moment umso schöner. Ich glaube, damit hatte im Vorfeld niemand gerechnet.

Sie waren in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich als Teammanager des CCCL unterwegs. Was macht für Sie einen guten Teammanager aus?
Das Wichtigste ist Herzblut für die Sache. Ausserdem sollte man ehrgeizig und ein Teamplayer sein sowie ein gewisses Organisationstalent haben. Als Teammanager muss man vor allem Vertrauen und Erfahrung an die Teammitglieder weitergeben und ihnen den Rücken freihalten.

Nun erwartet Sie mit den Kochnationalmannschaften eine neue Herausforderung. Was hat Sie an der Aufgabe besonders gereizt?
Sie ermöglicht es mir, mein Hobby zum Lebensinhalt zu machen. Zudem kann ich meine gesammelten Erfahrungen nun in einem professionelleren Umfeld weiterentwickeln. Die Position ist eine grosse Chance für mich – und es ist ein Job, den es in der Schweiz so nur einmal gibt.

«Erfolg ist nur möglich, wenn jeder am richtigen Ort eingesetzt wird.»

Treten Sie nach dem Doppel-Weltmeistertitel ein besonders schwieriges Erbe an?
Jein. Natürlich wird es eine Herausforderung, dieses Resultat zu bestätigen. Ich sehe es aber eher als Chance: Viele Mitglieder in den Teams sind neu. Von daher wird es ein Neuanfang für die meisten von uns und eine Möglichkeit, Grosses zu erreichen.

Bis zur Olympiade der Köche 2024 bleibt nur knapp ein Jahr Zeit. Wie gehen Sie in den Vorbereitungen mit dieser Herausforderung um?
Wir haben das ganze Jahr durchgeplant – die Probeläufe sind organisiert, die Grundkomponenten auf kleine Teams verteilt und man trifft sich im Zwei-Wochen-Takt an den Wochenenden. Tobia Ciarulli hat das alles perfekt aufgegleist. Für mich geht es nun darum, die Mitglieder kennenzulernen und möglichst viele Informationen zu sammeln, um einen Plan zu entwickeln, wie ich im April mit den Teams weiterarbeiten will.

Wie schätzen Sie die Stärken und Schwächen der beiden Teams ein?
Ich schätze insbesondere die Junioren als sehr stark ein. Rund die Hälfte des Teams ist geblieben, und auch die Neuzugänge haben Wettbewerbserfahrung. Die Kochnationalmannschaft hat sich bis auf Michael Schneider komplett neu formiert, doch alle Mitglieder bringen wichtige Erfahrungen mit. Hier muss sich noch herauskristallisieren, wer seine Talente an welcher Stelle optimal einsetzen kann.

Worauf werden Sie als Teammanager in den kommenden Monaten Ihren persönlichen Fokus legen?
Mir ist es wichtig, dass ich ich selbst bleiben und meine Linie fortführen kann. Ich bin davon überzeugt, dass ein Team nur erfolgreich sein kann, wenn jedes Mitglied mit seinen Fähigkeiten am richtigen Ort eingesetzt wird. Das gilt auch für die Coaches. Zudem ist es wichtig, dem Team eine Struktur zu geben und ein gutes Arbeitsklima zu schaffen. Der Teammanager ist dazu da, alles zu organisieren und dem Team den Rücken frei zu halten, so dass sich die Mitglieder auf das Wesentliche konzentrieren können: die Kreativität und die Kulinarik.

(Angela Hüppi)


Zur Person

Marco Steiner hat bereits während der Lehre Wettbewerbs­blut geleckt. Unter anderem holte er sich beim Swiss Culinary Cup 2013 den zweiten Platz und führte zuletzt den Cercle des Chefs de Cuisine Lucerne CCCL zum Olympia- und Weltmeistertitel. Zwischen der Olympiade 2020 und der Weltmeisterschaft 2022 hat er sich zum eidg. dipl. Küchenchef ausbilden lassen. Derzeit arbeitet er als Ressortleiter Gastrono­mie in der Betagtensiedlung Huwel in Kerns/OW.


Mehr Informationen unter:

hotelgastrounion.ch