Lucia und Felix Eppisser haben in Myanmar ein neues Zuhause gefunden. Auf ihre Küche muss man in der Schweiz dennoch nicht ganz verzichten.
Lucia und Felix Eppisser wollen jungen Menschen im krisengeschüttelten Myanmar eine berufliche Perspektive bieten. (ZVG)
Das war vor allem die Lust, noch einmal etwas anderes zu machen. Wir waren in der Schweiz sehr erfolgreich unterwegs, aber irgendwann wiederholte sich alles. Bei einer Reise nach Myanmar schätzten wir die Herzlichkeit und Gastfreundschaft dort sehr. Gleichzeitig handelt es sich um ein sehr armes Land mit wenig Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen. Da wollten wir ansetzen und unserer Arbeit so mehr Sinn verleihen.
Das Land ist gross, entsprechend gibt es auch Unterschiede in der Kulinarik. Grundsätzlich ist die Küche aber sehr würzig bis scharf, und es wird viel mit Fermentiertem gearbeitet. Zudem sind die Einflüsse der Nachbarländer klar spürbar. Ein weiterer Unterschied: Hier isst man oft sehr schnell – der gesellige Teil findet anschliessend beim gemeinsamen Teetrinken statt.
Wir servieren ein buntes Potpourri an asiatischen Kreationen und Gewürzen. Wir haben nicht nur Gerichte aus Myanmar mitgebracht, sondern auch aus anderen asiatischen Ländern, um den Studentinnen und Studenten eine möglichst grosse Vielfalt an Gerichten zu zeigen.
Es wird einen Probelauf geben – ein nicht-öffentliches Dinner von Studierenden für Studierende. Gemeinsam erarbeiten wir das Mise en place, erklären die Produkte und Techniken und fördern den Austausch – die Studierenden sollen schliesslich auch etwas über die asiatische Küche lernen.
Unsere Mitarbeitenden haben meist keine Vorkenntnisse in der Gastronomie. Daher bieten wir Trainings in Küche, Service, Management und Englisch an. Es gibt täglich kurze Einheiten von 30 Minuten, plus wöchentliche längere Trainings. Auch ein Sportprogramm gehört dazu. Felix und ich sind beide sehr aktiv und davon überzeugt, dass man bessere Laune und mehr Energie hat, wenn man sich regelmässig bewegt. Auch Kunst und Kreativität fördern wir – unsere Mitarbeitenden sollen sich nicht nur beruflich, sondern auch persönlich entwickeln können.
Der Tourismus ist praktisch komplett eingebrochen. Vor dem Militärputsch hatten wir täglich drei bis vier Schweizer Tische – heute kommen praktisch nur noch Asiaten. Wir fühlen uns in Yangon sicher, aber auch wir spüren die Auswirkungen des Bürgerkriegs. So haben wir etwa kaum Strom und müssen Diesel für unseren Generator auf dem Schwarzmarkt besorgen. Auch der Wechselkurs schwankt ständig, was die Planung kompliziert macht. Viele Importe wurden von der Regierung gestoppt, so dass es schwierig ist, an manche Produkte ranzukommen. Und nicht zuletzt verlassen sehr viele junge Menschen das Land, weil sie keine Perspektive haben.
Komplett verlassen haben wir die Schweiz ja nie. Wir haben hier ein zweites Zuhause und kommen während des Monsuns jedes Jahr hierher, um hier verschiedene Projekte wie das SHL-Dinner umzusetzen. Ganz zurückzukehren, ist derzeit aber kein Thema für uns.
Brot von John Baker! Das ist so fein, dass wir jeweils kaum damit aufhören können. Ansonsten lieben wir eine gute Bratwurst vom Grill, ein feines Plättli mit Alpkäse und Aufschnitt nach einer Bergtour und natürlich Schweizer Schokolade.
(Angela Hüppi)
Nach einer Karriere in verschiedenen Gourmet-Restaurants der Schweiz, darunter das «Rigiblick», zog es Lucia und Felix Eppisser 2010 nach Myanmar und Malaysien. 2017 eröffneten sie ihr Restaurant Seeds in Yangon.