Die Hotelfachschule Passugg will die Schülerzahl auf 700 verdoppeln. Dafür lockt sie auch mit Ausbildungen in Wellness Management, Culinary Arts sowie in den emotionalen Fähigkeiten.
Seitdem die Swiss School of Tourism and Hospitality in Passugg/GR (SSTH) 2013 Mitglied der EHL-Group (École hôtelière de Lausanne) wurde, geht es in grossen Schritten vorwärts. Die neue Ausbildung zum/zur Hotelkommunikationsfachmann/-frau (Hoko) wird im kleinen Bündner Dorf oberhalb Churs seit 2017 angeboten. Letztes Jahr wurde der EHL Bachelor lanciert und die Ausbildung zum diplomierten Hotelier/Restaurateur HF auf Englisch angeboten. Es besteht im Campus also die Möglichkeit, eine Ausbildung von der Lehre bis zum Master zu absolvieren.
Als Nächstes ist geplant, den Campus so zu vergrössern, dass dort bis 2030 rund 700 junge Menschen aus aller Welt ausgebildet werden können. «Wir wollen einige Teile innerhalb des Hauptgebäudes aufstocken und unterhalb des Campus neue Wohnmöglichkeiten bauen», erläutert Simon Rindlisbacher, Direktor Hospitality Services der SSTH. Teile des neuen Campus sollen öffentliche Restaurants, vertical farming sowie ein neues «Elysium» sein. Das «Elysium» ist der Prototyp eines digitalen Restaurants der Zukunft. Bereits diesen Herbst haben einige Schüler in diesem multisensorischen Restaurant ihre emotionalen Fähigkeiten geübt. Das «Elysium» ist Teil der «Affective Hospitality Vision» der SSTH Hotelfachschule Passugg. Die Vision einer gefühlsbetonten Gastfreundschaft also. «Die Zukunft liegt in der Emotionalisierung der Hotellerie», ist Michael Hartmann, Managing Direktor/CEO der SSTH überzeugt. Die Erfahrung reiner Dienstleistungen wie ein Dach über dem Kopf oder gutes Essen reichen nicht mehr aus. «Die Gäste sind auf der Suche nach Erlebnissen, die sie emotional berühren. Ihre individuellen Emotionen stehen im Mittelpunkt, die Authentizität der Gastgeberrolle rückt in den Vordergrund.» Um die emotionalen und sozialen Fähigkeiten ihrer Studenten zur Inszenierung zu fördern, arbeitet die SSTH mit Schauspielern sowie der Universität in Genf zusammen. So sollen die Studenten lernen, ganzheitliche und authentische Erlebnisse für Gäste zu schaffen. Weitere Möglichkeiten dazu werden sie im nächsten Jahr in Pop-up-Hotels haben, welche die Studenten alleine, nach ihren Ideen, betreiben können.
Affective Hospitality wird auch im Vertiefungsfach Culinary Arts geübt. Unter der Leitung von Executive Chef Gion Fetz bewirtschafteten die Studenten im November einen hauseigenen Benefizanlass für Migranten. Diese haben dank eines Förderprogramms der SSTH die Möglichkeit, eine Lehre im Bereich Hotellerie oder Gastronomie zu absolvieren. Das perfekte Anrichten der Teller am Benefizanlass erfolgte unter Anleitung eines Kochs aus «The Restaurant». Das Gourmetrestaurant gehört zum Fünfsternehotel Dolder in Zürich, der früheren Wirkungsstätte von Gion Fetz.
Gemäss des Global Wellness Institute wird für den Wellness-Tourismus bis 2022 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 7,5 Prozent erwartet. Um das Wissen den Spa-Managern von morgen zu vermitteln, bietet die SSTH die Ausbildung Wellness- und Spa-Management an. Dabei arbeitet die Schule eng mit dem Grand Resort Bad Ragaz/SG zusammen. Im 15 200 Quadratmeter grossen Spa lernen die Studenten unter anderem die Spa-Branche und ihren wirtschaftlichen Nutzen zu verstehen. Sie erkennen und fördern die beruflichen Herausforderungen für die Spa-Manager und das Team.
«Die soziale Mitarbeiterführung spielt eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung des ‹Affective Spa Managements›», so der Dozent des Bereichs Wellness- und Spa- Management C. V. Wijeratne. «Gefühlsbetont zu arbeiten, bedeutet, dass zufriedene Mitarbeiter den Gast durch unvergessliche Erlebnisse führen, die positive Emotionen auslösen und Körper, Geist und Seele gleichermassen aktivieren.»
(Sarah Sidler)