Die SHL bildet ab April 2020 Interessierte zu «Certified Butlers» aus. Sie trifft damit den Nerv der Zeit.
In Filmen heissen sie James oder Charles. In der Schweiz jedoch heisst der aktuell berühmteste Butler Hanspeter. Geboren und aufgewachsen ist Hanspeter Vochezer am Zürichsee. Er ist eidgenössisch diplomierter Hôtelier-Restaurateur HF, Inhaber der Agentur Swiss Butlers und ab April 2020 Dozent seines eigenen Lehrgangs. Dem Lehrgang nämlich, den er gemeinsam mit der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern SHL auf die Beine gestellt hat. Dieser bietet Vollblutdienstleistern ab zwanzig Jahren die Möglichkeit, sich in einem vier- wöchigen Vollzeitprogramm zum «Certified Butler SHL» ausbilden zu lassen – für 10 500 Franken exklusive Mehrwertsteuer.
Natürlich sei es eine Frage der Prioritäten, ob man dafür so viel Geld ausgeben wolle, sagt Vochezer. Er wiegelt ab: «Lehrgänge an anderen Schulen in der EU sind teurer und bieten auch nicht das tiefe Know-how, das wir aufgrund unserer Kooperation bieten können.» Zudem erhielten die Absolventen des Lehrgangs Unterstützung bei der Stellensuche. «Ich musste schon manchen Klienten enttäuschen, der gerne gehabt hätte, dass ich nach einem Auftrag direkt bei der Familie geblieben wäre. Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Butlern ist also da», konstatiert Vochezer.
Für ihn komme es nicht mehr in Frage, mit einer Familie in der halben Welt herumzureisen. Diese Zeiten hat er hinter sich gelassen. Doch andere Menschen mit seinen Diensten glücklich machen, das möchte er nach wie vor, wenn auch mehrheitlich als Coach. Ein feines Gespür sei auch hier sehr wichtig, um Potenziale erkennen zu können. «Am Ende sind es die kleinen Dinge, die den Butler zum Profi machen», sagt Vochezer.
Die kleinen Dinge waren es auch schon früher. Zum Beispiel in den 1980er-Jahren, als es vor allem im asiatischen Raum wieder mehr Millionäre und Milliardäre gab, die sich einen Butler leisten konnten. Zu jener Zeit gehörte das Empfangen und Versorgen der Gäste zu den Hauptaufgaben eines Butlers. «Niedere» Aufgaben wie das Packen oder Waschen wurden von anderen Bediensteten ausgeführt. Sein steifes Image des türaufhaltenden Bediensteten hat der Butler jedoch abgestreift.
Heute gleicht ein Butler eher einem Personal Assistant, der eine unglaubliche Leistungsbereitschaft, Flexibilität sowie ein immenses Wissen mitbringen muss. Dabei gehören Aufgaben wie Blumenbouquets zusammenstellen, teure Autos parkieren oder Wäsche richtig waschen dazu. «Der Butler von heute
verkörpert den absoluten Multitask-Manager», fasst Vochezer zusammen.
Warum nur wenige Frauen die Aufgabe des Multitask-Managers in Angriff nehmen, kann sich Vochezer nicht erklären. Zumal diese in arabischen Ländern sehr gefragt seien. «In diesen Ländern dürfen Herren die Räumlichkeiten von Madame nicht betreten. Das wäre viel zu intim», sagt er. Dies mache sich auch in der Luxus-Hotellerie bemerkbar, wo die Nachfrage nach weiblichen Butlern aufgrund des Gästezuwachses aus dem arabischen Raum steige.
(Désirée Klarer)