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Das Glück selber organisiert

Eni Yousuf kam 2015 als Flüchtling aus Afghanistan in die Schweiz. Heute hat er die C-Bewilligung und führt mit seiner Partnerin in Wabern/BE ein Restaurant mit Kulinarik aus seiner früheren Heimat.

Geboren wurde Enayatullah Yousuf vor nicht einmal dreissig Jahren in Afghanistan. «Mein Leben begann jedoch erst vor zehn Jahren, als ich in die Schweiz kam», sagt Eni, wie er sich heute nennt. Als Kind von den Taliban verschleppt, mussten er und sein Bruder in Kohlenminen Zwangsarbeit leisten. Nach ihrer Flucht kam Eni im Jahr 2015 in die Schweiz. Im Herbst erscheint seine Biografie. «Es ist gut, die Geschichte zu kennen. Doch sie ist Vergangenheit», sagt Eni. Mit seiner Biografie will er Menschen motivieren, die in derselben Situation sind, wie er einst war. So verdiente er in seinem ersten Job für zwei Wochen 99 Franken. Eni merkte, dass er damit nicht vorwärtskommen würde und organisierte sich einen unlimitierten Internetzugang. Mit Youtube-Videos lernte er Deutsch, Englisch und seine Muttersprache. «Beim letzten Interview mit den Behörden sprach ich einigermassen gut Deutsch», erzählt Eni. «Ich bekam eine Chance und absolvierte die Lehre zum Restaurantangestellten EBA. Nach Praktika in weiteren Betrieben schaffte ich den EFZ-Abschluss als einer der Besten des Kantons Bern.» Dabei kam er auf den Geschmack von Wein. Nun will er sich zum Sommelier weiterbilden. Anfang April 2024 eröffnete Eni zusammen mit seiner Schweizer Partnerin Tamara Grossen das Restaurant Zamarod in Wabern/BE, gleich bei der Wendeschlaufe des Trams Nummer 9.

Die Schönheit des Landes zeigen

«Aus Afghanistan hört man nur von Krieg», sagt Eni. «Gute Sachen wie die schöne Natur, Teppiche, Früchte und Gewürze gehen vergessen.» Im «Zamarod», was Smaragd bedeutet, will er dies ändern. In elegantem Ambiente verbindet Eni Kulinarik aus Afghanistan mit Weinbegleitung nach Schweizer Vorbild. Lammfleisch, Reis, Safran und Kardamom sind die wichtigsten Zutaten der afghanischen Küche. Wie die Farbe der Wände des Restaurants hat auch der Reis im «Zamarod» eine smaragdgrüne Farbe. Weil einheimische Gäste gegenüber Lammfleisch Vorurteile hätten, ersetzte er dieses durch Kalb- oder Rindfleisch . So auch beim afghanischen Nationalgericht Kabuli Palau (Bild). Dies ist ein Pilav aus Reis, Lammfleisch – im «Zamarod» mit Kalbsschulter – Karotten und Rosinen. «Gewürzt wird das Gericht mit Kreuzkümmel. Aber nur wie ein Geist», sagt der aufmerksame Gastgeber. «Zutaten für die afghanische Küche sind in der Schweiz einfach zu finden. In unserer Nachbarschaft gibt es einige orientalische Läden.» Einzig mit dem Safran aus alternativen Quellen, mit dem auch Glace aromatisiert wird, ist er nicht zufrieden. Deshalb hat Eni Safran sowie ein paar andere Gewürze in Afghanistan bestellt. «Die Lieferung sollte demnächst in Bern eintreffen», erzählt er. Der Unternehmer sprudelt vor Ideen. Doch vorerst geniesst er jede freie Minute mit der eigenen Familie.

(Gabriel Tinguely)


Mehr Informationen unter:

zamarod.ch