Die Vielfalt des Weins hat Zukunft

Klimawandel und neue Sorten fordern den Rebbau. Diskussionen, die heute geführt werden, beeinflussen den Weingenuss von morgen.

  • Spezialitäten werden auch morgen noch gefragt sein. (ZVG)
  • José Vouillamoz ist Biologe, Rebsortengenetiker und Autor mehrerer Bücher.Er war auch Co-Autor von «The Grapes».
  • Miriam Grischott ist Weinakademikerin und führt eine Agentur für Weinkommunikation. 2022 gründete sie den «Wine Hub Alps».

Der durchschnittliche Austrieb der Reben und somit auch die Ernte der Trauben beginnen aufgrund des Klimawandels immer früher. Das hat im Frühling Schäden durch Spätfröste zur Folge. Im Herbst besteht das Risiko, dass die Trauben zwar hohe Zuckerwerte aufweisen, die Tannine jedoch nicht voll ausgereift sind. Viel Alkohol, Fruchtsüsse und herbe Tannine im Wein sind nicht das, was Weinliebhaber an einem guten Tropfen schätzen. Mit dem «Wine Hub Alps» hat Miriam Grischott eine Plattform ins Leben gerufen, die der Frage nachgeht, wie Wein in Zukunft schmecken wird.

In einem ersten Webinar standen Klimawandel und Rebsorten im Fokus. «Alte, autochthone Rebsorten haben sich über Jahrhunderte an lokale Gegebenheiten angepasst», sagte Referent José Vouillamoz. Der Rebsortengenetiker  nannte ein paar Beispiele: Alfrocheiro in Portugal, Garciano in Spanien, Cinsault in Frankreich, Diolle im Wallis (CH), Teroldego im Trentino (IT), Zierfandler in Österreich, Kisi in Georgien oder Areni in Armenien. «Sind dies die Stars der Zukunft? Oder sind das Vermutungen und Wunschdenken von mir?», fragte sich der Wissenschaftler und lieferte auch gleich Antworten.

Klone und Unterlagen

«In vielen Rebbauregionen ist die Verfügbarkeit von Wasser gefährdet. Sorten wie Nebbiolo, die mit wenig Wasser auskommen, sind dort besser geeignet als Merlot, die viel Wasser braucht», sagte José Vouillamoz. Auch seien selektionierte Klone anfälliger für Krankheiten als die Biodiversität der Massenselektion. Seit 1992 ist die Schweiz federführend auf diesem Gebiet. Im Wallis wurden 109 Arvine-Klone gefunden. Nur virenfreies Material gelangte zur Vermehrung, und bis 2016 blieben 25 Klone übrig. Wer heute Petite-Arvine-Reben kauft, erhält einen gemischten Satz verschiedener, gesunder Klone.

«Alte Reben und moderne ­Technologien führen zum Wein der ­Zukunft.»

José Vouillamoz, Biologe und Rebsortengenetiker


Neben neuesten Technologien gewinnen auch die Unterlagsreben an Bedeutung. Angepasst an den jeweiligen Boden, regeln sie das Wachstum und die Produktivität der Reben.

Gabriel Tinguely


«Wine Hub Alps»

Das nächste Webinar findet am 3. Mai statt. Das Thema lautet «Swiss Wine Landscapes & Global Trends in Wine». Es geht um die aktuelle Schweizer Weinlandschaft und befasst sich mit Trends im internationalen Weinkonsum.


Informationen:

weinlandschweiz.ch