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Im Hamsterrad des Wow-Effekts

Die Gastkolumne – diese Woche von: Jean-Michel Cina, ehemaliger Staatsrat, Kanton Wallis, Direktor der SRG.

Arbeiten im Tourismus ist sicher bereichernd, aber immer mehr auch herausfordernd. Gäste erwarten, dass sie überrascht werden. Sie wollen den WOW-Effekt erleben. Sie wünschen sich, dass ihre Erwartungen übertroffen werden. Immer wieder etwas Neues, noch Besseres und noch mehr Erlebnis wird gewünscht. Einfach von allem noch mehr. Und mitten drin steckt der touristische Dienstleister. Er befindet sich im Hamsterrad. So muss er sich immer wieder neu erfinden, muss so diesen Wünschen hinterherhecheln, bestenfalls diesen noch vorauseilen. Dieser Druck, dieser Stress kann zu einer grossen Belastung werden. Nun gut. Ich höre schon den Einwand. Andere Branchen werden diesen Druck auch haben. Wer ist heute schon nicht unter Druck? Und trotzdem. Irgendwann beginnt es zu nerven. Denn von überall her – gefragt und ungefragt – kommen die Berater und Tourismusphilosophen und hämmern auf einen ein. Machen Sie Ihre Kunden zu Fans! Seien Sie innovativ! Tun Sie das, was nicht erwartet wird! Stopp! Es reicht! Behalten Sie Ihre gutgemeinten Ratschläge doch für sich. Lassen Sie mich in Ruhe. Ich will weiterhin jeden Tag mein Bestes geben und den Kunden ihre Wünsche solide und in permanent hoher Qualität erfüllen. Ich tue dies mit Wertschätzung und Freundlichkeit  gegenüber meinen Gästen und Mitarbeitenden und das fast täglich. Auch das ist eine grosse Leistung. Wenn ich sehe, wie hoch das persönliche Engagement von Hoteliers, Gastronomen und ihren Mitarbeitenden ist, dann darf ich als Kunde auch mal damit zufrieden sein. 

Es gilt, diese Leistungen zu schätzen und Ihnen dafür dankbar sein. Kein immer mehr, immer besser, immer neu.