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Pilotprojekt Talentschmiede

«Silo by Talent» in Basel bietet frischgebackenen Fachkräften das, was andernorts oft fehlt: ein Umfeld, in dem sie gefördert und ernst genommen werden.

Selina Stemm (vordere Reihe ganz links) und Christian Bossard (hintere Reihe, Dritter von links) mit dem Team. (ZVG)

In Hotellerie und Gastgewerbe entschliesst sich jeder dritte Lernende dazu, die Branche zu verlassen. Und das, obschon den Absolventinnen und Absolventen das Aufgabengebiet mehrheitlich gefällt. Laut dem Lehrlingsbarometer der Hotel & Gastro Union empfinden nur acht Prozent der 3756 befragten Lernenden ihre Arbeit als unbefriedigend. 

Betriebe sollten besser planen

Hingegen sind 34 Prozent der Befragten unzufrieden mit den Arbeitszeiten, der Ferienregelung, den Überstunden und dem Dienstplan. Hier sollten Lehrbetriebe ansetzen und Lernenden so weit wie möglich entgegenkommen. Das könnte dazu beitragen, dass die Freude am Beruf während der Ausbildung nicht verloren geht und die Fachkräfte der Branche länger erhalten bleiben. Vorausgesetzt natürlich, diese bietet ihnen attraktive Perspektiven.

Laut Christian Bossard (28), Geschäftsleiter des Mitte Mai eröffneten Boutique Hostels Silo by Talent in Basel, fehlten diese oft. Es entstehe eine Lücke: «Wenn man direkt nach der Lehre in einen anderen Betrieb wechselt, ist man oft eine kleine Nummer, die kaum ernst genommen wird.» 

«Dass wir Einfluss nehmen dürfen und sollen, ist eine schöne Erfahrung.» 
 

Genau diesem Umstand will «Silo by Talent» Abhilfe schaffen: «Mit unserem Betrieb möchten wir Jungtalenten den ersten Schritt ins Berufsleben erleichtern. Es ist keine geschützte Werkstätte, aber ein Ort, an dem Fehler verziehen werden. Und ein Ort, an dem Ideen nicht nur erlaubt, sondern erwünscht sind.» 

So empfindet es auch Selina Stemm (22). Sie zeichnet im «Silo  by Talent» mitverantwortlich für Service und Housekeeping und war bereits vor der Eröffnung Teil des Teams. Im Housekeeping konnte sie miteinbringen, welche Dinge es braucht und welche nicht. Und sie durfte vieles selbst aufbauen. «Dass wir Einfluss nehmen dürfen und sollen, ist eine schöne Erfahrung. Es wird wirklich auf die Mitarbeitenden gehört», schwärmt Selina Stemm und ergänzt: «Es ist toll, dass wir alle etwa im gleichen Alter sind. Das ist ein ganz anderes Arbeiten als mit Menschen, die schon seit dreissig Jahren im Betrieb sind.» 

Vorzeigemodell für die Branche

«Silo by Talent» ist das erste Projekt, das durch den Verein Talent realisiert wurde. Der 2019 gegründete Verein hat sich der Förderung junger Berufsleute in Hotellerie und Gastronomie verschrieben. Eines der fünf Gründungsmitglieder ist Miriam De Melo-Zbinden, Geschäftsführerin des «Noohn» in Basel. Sie freut sich über den guten Start des «Silo by Talent» und hofft, dass die Branche durch das Projekt mittel- und langfristig an Attraktivität gewinnt: «Ich wünsche mir, dass der Betrieb sich so gut etabliert, um ein Leuchtturmprojekt für die gesamte Branche zu werden.»

(Désirée Klarer)


Silo by talent

Das Boutique Hostel Silo by Talent ist das Projekt des 2019 gegründeten Vereins Talent. Der Verein hat die Förderung von jungen Talenten in Gastronomie und Hotellerie zum Ziel. Wer im «Silo» arbeiten will, muss die Ausbildung vor maximal vier Jahren abgeschlossen haben. Die Stellen der Mitarbeitenden sind auf zwei Jahre befristet, jene der Geschäftsleitung auf drei.