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Sind wir nur wegen des Geldes nett?

Berner Siebtklässler nahmen auf dem Weg zur Berufswahl am «Tourismus macht Schule»-Tag teil.

Zwölf Schulklassen tauchten in Bern in die Welt der Hotellerie, der Gastronomie und des Tourismus ein. (ZVG)

«Wie sind Leute, die im Tourismus arbeiten, zu ihren Gästen?», will Hotelleriesuisse-Vertreter Lukas Gasser wissen. Über die Antwort muss er schmunzeln. «Sie sind nett, aber nur wegen dem Geld, das sie dafür kriegen», meint ein Schüler. Zwölf Schulklassen sind an diesem Morgen im Zentrum für Kulturproduktion «Progr» in Bern. Sie nehmen am «Tourismus macht Schule»-Tag von Bern Welcome teil.

«Diesen Tag führen wir schon zum siebten Mal durch», erzählt Michèle Gerber, Event Manager bei der Berner Tourismus-Organisation. «Es sind Siebtklässler, das heisst Sekundar- und Realschüler. Wir hatten dieses Jahr Anmeldungen von 24 Schulklassen, aber nur Platz für die Hälfte.» 

Bei «Tourismus macht Schule» sollen die Schüler in die Welt der Hotellerie, der Gastronomie und des Tourismus eintauchen. Viele der Jugendlichen stehen vor der Berufswahl. Michèle Gerber: «Die Schülerinnen und Schüler sollen sehen, dass die Arbeit in der Tourismus-Branche nicht tiefe Löhne und schlechte Arbeitszeiten bedeutet. Wir wollen sie mit spannendem Inhalt faszinieren.»

Klar kriegt man dafür Geld ...

Doch ehe sich die Klassen einzeln mit ihren Begleitpersonen auf den Weg zu den diversen Berner Betrieben machen, hat Lukas Gasser noch eine Antwort zu geben. Sind die Mitarbeiter im Tourismus nur nett, weil sie dafür Geld kriegen? «Klar kriegt man dafür Geld. Aber wer im Tourismus arbeitet, lebt Gastfreundschaft. Er gibt seinem Gegenüber das Gefühl, in diesem Moment die wichtigste Person für ihn zu sein», erläutert Lukas Gasser. «Hautfarbe und Religion, Schweizer oder Ausländer – das spielt alles keine Rolle.» Wer immer nur künstlich lächle, kriege davon einen Krampf im Gesicht.

Man müsse den Umgang mit Gästen mögen, sagt Lukas Gasser und verrät die «4-M-Regel»: «Man muss Menschen mögen. Es braucht Freude an der Teamarbeit, an der Kommunikation, am Organisieren, an vielseitigen Aufgaben, am Arbeiten mit Lebensmitteln und am Erbringen von Dienstleistung.» Dann zeigt er Vorteile der oftmals verpönten Wochenendarbeit auf. Ein Beispiel: «Wart ihr schon mal am Sonntag im Marzili?» Die Schüler sind sich einig: Dann ist die Badi an der Aare zum Bersten voll. «Wart ihr schon mal am Montag da?» Den Schülern wird klar: Wochenendarbeit hat auch Vorteile.

Lernende führt durchs Hotel

Im Berner Fünfsternehotel Schweizerhof müssen die Schüler am eingedeckten Tisch Fehler finden. Ein Messer liegt links statt rechts, das Buttermesser schaut in die falsche Richtung, ein Weinglas steht an der falschen Position. Carole, die im Hotel ihr erstes Lehrjahr als Restaurationsfachfrau absolviert, führt die Schüler auf Augenhöhe.

Schüler als Marketing-Experten

Dann geht es ins Bernische Historische Museum. Archäologin Vanessa Haussener erzählt: «Ich habe als Kind viel Asterix gelesen und wollte darum etwas studieren, das mit vergangenen Zeiten zu tun hat. Und in Bern hatten wir ja auch Gallier und Römer.» Nach einer Führung durch die Albert-Einstein-Ausstellung stehen die Siebtklässler vor einer Herausforderung: Sie seien nun fürs Marketing verantwortlich. Was ist eigentlich das Produkt, welches das Museum verkauft? Wo soll man dieses verkaufen? Zu welchem Preis? Mit welchen Massnahmen?

Später geht es zur SBB, zu Bern Welcome, in den Tierpark und in weitere Restaurants und Hotels. Den Schülern wird klar: Die Arbeit am Gast ist spannend und vielseitig. Ob sich der eine oder andere endgültig begeistern liess?

(Benny Epstein)