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Tanz nach Shanghai

Milo Kamil verteidigte seinen Titel an der Schweizer Meisterschaft im Latte Art souverän. Bei den Baristi holte ein Siemens-Ingenieur den Pokal.

Mit ruhiger Hand: Milo Kamil auf dem Weg zur Titelverteidigung. (Adrian Huber)

Als sein Name durch die Mikrofone der beiden Moderatoren hallt, gibt es für Milo Kamil kein Halten mehr. Ein Freudentänzchen, die Fäuste in die Höhe und ein breites Grinsen – der alte Schweizer Meister ist auch der neue Schweizer Meister. „Seine Leistung ist nochmals deutlich höher einzustufen als jene vom Vorjahr“, sagt Kaffee-Röster Philipp Henauer, der Kamil seit Jahren als Experte und Trainer zur Seite steht. Innert zehn Minuten mussten je zwei perfekte Cappuccini, Espressi Macchiati und Eigenkreationen mit Kaffee und Milch in die Tassen gezaubert werden. Die Kriterien: Wie schwierig ist das Design? Sind die jeweils gleichen Muster auch wirklich identisch und entsprechen sie der Vorlage? Wie überzeugend ist das Auftreten der Teilnehmer?

Manch einem Teilnehmer zitterte das Händchen, Muster gelangen wenig sauber als beim Trainieren, Kaffee lief über den Tassenrand. Vor den Augen des Publikums der im Rahmenprogramm der St. Galler Ferienmesse ausgetragenen Meisterschaft und unter Wettkampfbedingungen ist der Stress deutlich höher als zuhause beim Üben. „Entsprechend ist die Routine ein wichtiger Faktor“, weiss Milo Kamil. „Sie hat mir geholfen.“ Anderseits sei der Druck riesig gewesen. „Als Titelverteidiger waren alle Augen auf mich gerichtet. Alles andere als der Sieg wäre eine Enttäuschung gewesen.“

Kamil hielt dem Druck stand – jetzt winkt die Teilnahme an der Weltmeisterschaft Ende März in Shanghai. „Letztes Jahr wurde ich nur 23. Diesmal möchte ich unter die sechs Finalisten.“ Ein ambitioniertes Ziel, zumal sich die WM-Vorbereitung mit der Eröffnung von Kamils „CoffeeLab“, einem Schulungszentrum am Zürcher Stauffacher, überschneidet.

Steigerung an der WM nötig

Bereits jetzt ist klar, dass es im Jahr 2017 ein neuer Schweizer Meister gekürt wird. Kamil wird nicht wieder antreten. „Es ist Zeit für ein neues Gesicht. Wir haben viele gute Leute im Latte Art. Ich überlege mir die Teilnahme an der Barista-Meisterschaft.“ Diese wurde parallel zum Latte-Art-Wettbewerb ausgetragen – und auch hier gewann einer aus Henauers Trainingsgruppe: Der aus Marseille stammende Mathieu Theis setzte sich hauchdünn vor Felix Hohlmann durch und sicherte sich damit das Ticket für die WM in Dublin. Dabei ist die Kaffeekunst für Theis eigentlich nur ein Hobby; seinen Lebensunterhalt verdient er als Ingenieur bei Siemens.

„Ich denke, ich habe die Jury mit zwei Dingen überzeugt. Erstens mit den klaren Aromen. Zweitens mit der guten Geschichte: Mein Kaffee stammt von einer Plantage in Costa Rica, die gänzlich ohne Chemie auskommt. Das ist sexy.“ Den vier Juroren mussten mit dem selben Kaffee je ein Espresso, ein Milchgetränk und eine Eigenkreation serviert werden – zwölf Tassen innert 15 Minuten.

Zu Aussagen über einzelne Teilnehmer liess sich die Jury nicht bewegen. Jurorin Nina Rimpl liess durchblicken: „Das Niveau war hoch, ex wird von Jahr zu Jahr komplexer. Damit es bei der WM für Spitzenplätze reicht, müssen die Meister aber nochmals einen Zacken zulegen. Das internationale Level ist gewaltig.“