Traumpaar der Zukunft: ­Vegetarisches und Piwi-Wein

Piwi steht für pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Aus diesen neuen Sorten keltern immer mehr Winzer äusserst spannende Weine.

  • Rotweine aus neuen pilzwiderstandsfähigen Rebsorten sind tiefdunkel. Das gefällt den Konsumenten. (Adobe-Stock)
  • Ein Klassiker vegan interpretiert: Planted bourguignon und Kartoffelpüree. (ZVG)
  • Beste Piwi-Weine

    Souvignier Gris 2020

    Diese Rarität gedeiht in der Schweiz nur auf sieben Hektaren. Der Wein ist erfrischend,
    duftet nach Wiesenblumen, Pfirsich und Zitrusfrüchten. Mineralisch am Gaumen.

    www.sitenrain.ch
  • Saphira Barrique 2020

    Ein kräftiger Weisswein mit viel exotischer Frucht (Ananas) und dezentem Vanilleton. Opulenter Körper, hat Schmelz. Ausgebaut in Barriques aus Allier-Eiche.

    www.bosshartweine.ch
  • Cuvée Cabernet Jura 2020

    Tiefes Purpur. Die Assemblage aus Cabernet Jura und Divico duftet intensiv nach Heidelbeeren und Holunder. Saftige Frucht, Schmelz und Rumtopf im Nachhall.

    www.baur-weine.ch
  • Calif 28 2018

    Ein kräftiger, konzentrierter Wein mit intensivem Duft von schwarzen Beeren. Die Säure spannt einen Bogen und getrocknete Trauben sorgen für Schmelz und Tiefgang.

    www.chiquet-lesvins.ch
  • Generation D 2020

    «D» steht für Diversität, Demeter oder eine neue Dimension. Der Wein duftet nach Rosen und Waldbeeren. Am Gaumen ist er saftig, stoffig, fruchtig und langanhaltend mit Noten von Lakritze.

    www.weingut-lenz.ch

Am 22. Oktober lud die Vereinigung Piwi-Schweiz Winzerinnen und Winzer sowie Weinliebhaber in die Hiltl-Akademie nach Zürich ein. Der Zeitpunkt für das experimentelle Wine and Dine war geschickt gewählt. Denn trotz der Ablehnung der beiden Agrarinitiativen durch das Stimmvolk im Juni und einem feuchtwarmen Sommer mit enormem Pilzdruck stehen die Piwi-Winzer auf der Gewinnerseite. Mit minimalstem Pflanzenschutz – bis drei Behandlungen gegen Mehltau anstelle der 12 bis 16 im konventionellen und biologischen Rebbau – konnten gesunde Trauben in guten Mengen geerntet werden. Piwi-Sorten sind mehltauresistent. Zudem haben die Beeren dicke Häute, so dass die Kirschessigfliege keinen Schaden anrichten kann.

Der gezähmte Geschmack

Trotz aller Vorteile liegt der Anteil pilzresistenter Traubensorten in der Schweiz bei nur drei Prozent. «Das wird sich in den kommenden Jahren ändern», ist Roland Lenz, Präsident der Vereinigung Piwi-Schweiz überzeugt, «es kommen ein paar vielversprechende Neuzüchtungen auf den Markt.»

Auf seinem Weingut in Iselisberg/TG hat der Winzer eine Versuchsanlage mit über 100 neuen Sorten aus der Zucht von Valentin Blattner angelegt. Mittels Mikrovinifikationen evaluieren er und sein Team nun deren Eignung für die Weinbereitung. Denn eine Resistenz der Reben bringt nichts, wenn der daraus gekelterte Wein nicht mundet.

Genau das war lange Zeit der Knackpunkt. Frühere Piwi-Weine hatten wilde, animalische Aromen, die als Foxton oder «Chatzeseicherli» bezeichnet wurden, und bei Rotweinen folgte ein «Loch» auf die Fruchtigkeit am Gaumen. Dank geschickter Arbeit in den Reben und im Keller ist heute beides nicht mehr von Bedeutung. Die Winzerinnen und Winzer haben den wilden Geschmack gezähmt. Fruchtige, frische Weissweine gibt es aus Kreuzungen wie Seyval Blanc (1919), Johanniter (1968), Solaris (1975), Saphira (1978), Souvignier Gris (1983) oder Sauvignac (2014) und Divona (2018). Bei den roten Sorten überzeugen Léon Millot und Maréchal Foch (1911), Rondo (1964) und Divico (2013) sowie die ab Mitte der 1990er-Jahre entstandenen Züchtungen von Valentin Blattner. Sie tragen Namen wie Cabernet Jura oder Cabertin. Weitere wie VB Cal 1-28 sind erst unter der Zuchtnummer bekannt. Sie ergeben farbintensive, fruchtige und durchaus kräftige Weine. Mit dem Antrocknen eines Teils der Trauben und dem Ausbau in Holzfässern unterschiedlicher Herkunft und Grösse konnte das berüchtigte Piwi-Loch gefüllt wer-den. So können heute beste Piwi-Rotweine kaum von solchen aus europäischen Edelreben unterschieden werden.

Die Kreuzung verschiedener Arten und Sorten über zwei bis sieben Generationen ergibt spannende Geschichten. Nachzule­sen sind sie in den Schweizer ­Standardwerken «Piwi-Rebsorten» von Pierre Basler und Robert Scherz sowie «Pilzresistente Traubensorten» von Fredi Strasser und Franziska Löpfe. Dass die Piwi-Reben kaum gespritzt werden müssen, ist ein weiteres Verkaufsargument in der Gastronomie.

(Gabriel Tinguely)


Beste Piwi-Weine

Souvignier Gris 2020
Diese Rarität gedeiht in der Schweiz nur auf sieben Hektaren. Der Wein ist erfrischend, duftet nach Wiesenblumen, Pfirsich und Zitrusfrüchten. Mineralisch am Gaumen.
www.sitenrain.ch

Saphira Barrique 2020
Ein kräftiger Weisswein mit viel exotischer Frucht (Ananas) und dezentem Vanille-ton. Opulenter Körper, hat Schmelz. Ausgebaut in Barriques aus Allier-Eiche.
www.bosshartweine.ch

Cuvée Cabernet Jura 2020
Tiefes Purpur. Die Assem-blage aus Cabernet Jura und Divico duftet intensiv nach Heidelbeeren und Holunder. Saftige Frucht, Schmelz und Rumtopf im Nachhall.
www.baur-weine.ch

Calif 28 2018
Ein kräftiger, konzentrierter Wein mit intensivem Duft von schwarzen Beeren. Die Säure spannt einen Bogen und getrocknete Trauben sorgen für Schmelz und Tiefgang.
www.chiquet-lesvins.ch

Generation D 2020
«D» steht für Diversität, Demeter oder eine neue Dimension. Der Wein duftet nach Rosen und Waldbeeren. Am Gaumen ist er saftig, stoffig, fruchtig und langanhaltend mit Noten von Lakritze.
www.weingut-lenz.ch