Die Personenschifffahrt trägt zur Attraktivität des Schweizer Tourismus bei. Um die rund 13 Millionen Gäste pro Jahr zu verköstigen, braucht es viel Herzblut, Flexibilität und Ideenreichtum bei den Schifffahrtsgesellschaften.
Auf Schweizer Seen und Flüssen hat die Personenschifffahrt derzeit Hochsaison. Die 16 Personenschifffahrtsgesellschaften in der Schweiz befördern rund 13 Millionen Fahrgäste jährlich. «Die Fahrgastschifffahrt auf den Schweizer Seen und Flüssen dient vor allem dem Tourismus und dem Ausflugsverkehr. Die Schiffe sind von den Seen nicht wegzudenken und tragen zur Attraktivität der Schweiz als Tourismusdestination bei», ist auf der Webseite vom Bundesamt für Verkehr zu lesen. Die Schifffahrtsgesellschaften bieten nicht nur das eigentliche Fahrerlebnis an, sondern viele andere Aktivitäten: Es kann getanzt werden, es finden Krimidinners statt und auf dem Bodensee können Strickbegeisterte sogar gemeinsam die Strick- oder Häkelnadeln klappern lassen.
Vor allem kulinarisch lassen die Verantwortlichen auf den Schiffen für ihre Gäste fast keine Wünsche offen. Das À-la-carte-Angebot ist meist vielseitig und aus regionalen Spezialitäten zubereitet. Zudem können die Gäste je nach Schifffahrtsgesellschaft auf Erlebnisfahrten zwischen speziellen Angeboten wie dem Pouletflügeli-Schiff, dem Sushi-Schiff oder dem Wild-Schiff auswählen.
Aus logistischer Sicht sind die gastronomischen Angebote eine Herausforderung. Denn auf den meisten Schiffen befindet sich keine Küche. «Wir produzieren die Mahlzeiten im Hafengebäude und verteilen diese dann auf die verschiedenen Schiffe», erklärt Michel Rubin, Geschäftsführer der Bielersee-Gastro AG. Dabei sei die Warenbewirtschaftung eine anspruchsvolle Aufgabe. Auf den Schiffen sei der Lagerplatz beschränkt und dennoch müsse die Kühlkette gewährleistet sein. Der beschränkte Platz auf den Schiffen bereitet auch anderen Betreibern Kopfzerbrechen. Haris Halilovic, Leiter Gastronomie Vierwaldstättersee in Luzern, erklärt: «Anders als in einem klassischen Restaurant müssen alle Waren rechtzeitig vor Abfahrt an Bord sein – oft innerhalb eines engen Zeitfensters.» Jede Lieferung werde schiffsbezogen geplant, kontrolliert und vorbereitet. «Die Koordination zwischen der Produktion an Land und der Regeneration an Bord erfordert präzise Abläufe und gut geschulte Teams.»
Kleinere Schifffahrtsgesellschaften wie beispielsweise der Schifffahrtsbetrieb Walensee ar-beiten mit externen Caterern zusammen. «Damit wir das Angebot für die Gäste jederzeit sicherstellen können, arbeiten wir mit drei Partnern zusammen», erklärt Lara Kessler, Verantwortliche für Events und Verkauf.
Da die Personenschifffahrt wetterabhängig ist, gehört die Planung der Mitarbeitenden zu den grossen Knackpunkten: «In den Sommermonaten benötigen wir mehr Mitarbeitende als im Rest des Jahres. Jedoch möchten viele keine Anstellung für nur drei oder vier Monate», sagt Evi Schmieder, stellvertretende Direktorin bei Zürichsee Gastro. Bei der Bielersee-Gastro AG ist die Mitarbeitenden-Situation etwas entspannter: «Wir haben das Glück, dass der grösste Teil unserer Fahrten von morgens um neun Uhr bis abends um fünf Uhr dauert. Diese Arbeitszeiten werden geschätzt – auch von den Köchen», sagt Michel Rubin. Die Mitarbeitenden, die auf Personenschiffen arbeiten, müssen ein hohes Mass an Flexibilität mitbringen. Wenn das Wetter schlecht ist, haben sie eventuell auch keinen Einsatz. «Wir arbeiten mit einem gut abgestimmten Mix aus festen Mitarbeitenden, Teilzeitkräften und Aushilfen, die wir je nach Wetterbedingungen und Buchungssituation gezielt einsetzen», sagt Haris Halilovic.
(Daniela Oegerli)
Auf dem Vierwaldstättersee verkehren fünf historische Raddampfer und vierzehn Motorschiffe. Das Unternehmen befördert jährlich rund drei Millionen Fahrgäste. Diese werden von 120 Mitarbeitenden im Bereich Gastronomie betreut. Das kulinarische Angebot geht von Brunch über Raclette und Fondue bis zu thailändischen Spezialitäten. Auf den Kursschiffen werden verschie-dene À-la-carte-Gerichte sowie Snacks angeboten. Neu bietet die SGV die exklusive Schifffahrt «Legends of Lake Lucerne» an. Auf dem Dampfschiff Gallia geniessen maximal 65 Personen ein regionales Fünf-Gang-Menü. Dazu gibt es historische Fakten, Erzählungen und Mythen rund um die Schifffahrt. «Damit reagieren wir auf das zunehmende Bedürfnis der Gäste nach aussergewöhnlichen Erlebnissen», sagt Werner Lüönd, Leiter Marketing und Sales bei SGV.
Auf dem Zürichsee verkehren zwölf Kursschiffe mit Gastronomieangebot und fünf ohne gastronomische Einrichtungen. Auf den Kursschiffen wählen die Gäste in erster Linie klassische Gerichte à la carte wie Wurstsalat, Rindstatar, Zürcher Geschnetzel-tes oder Eglifilet. «Bei den Erlebnisschiffen sind im Winter vor allem das Fondueschiff und ganzjährig das Brunchschiff sehr gefragt», erklärt Evi Schmieder, stellvertretende Direktorin bei der Zürichsee-Gastro. Sie bieten bei den Erlebnisschiffen auch andere Gerichte wie Fleisch vom heissen Stein, Mezze oder japanische Spezialitäten an. Für das Wohl der Gäste sorgen im Sommer rund 110 Mitarbeitende und im Winter sind es rund 60. Je nach Schiffstyp bieten die Schiffe Platz für bis zu 1000 Gäste. Wenn Bankette stattfinden, können je nach Schiff bis zu 330 Gäste Platz nehmen.
Auf dem Bielersee verkehren neun verschiedene Schiffe. Diese befahren auch den Murten- und den Neuenburgersee sowie die Aare. «Wir bieten unterschiedliche Speisekarten, welche auf die Kurslänge und die Schiffe abgestimmt sind», erklärt Michel Rubin, Geschäftsführer der Bielersee-Gastro AG. Sehr beliebt bei den Gästen seien Fischknusperli, davon braucht das Unternehmen rund drei Tonnen pro Saison. Die Bielersee-Gastro AG beschäftigt rund neunzig Mitarbeitende, neun davon in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis. Viele der Gäste seien im Pensionsalter. Laut Michel Rubin möchte das Unternehmen vermehrt eine jüngere Zielgruppe ansprechen. Dafür bietet es beispielsweise Sushi-, Barbecue- oder Pouletflügeli-Schiffe an. Zudem finden Wein-Comedy, Tanzabende oder Krimi-Dinner auf dem Schiff statt.
Auf dem Rhein verkehren drei Schiffe der Basler Personenschifffahrt. Die Gäste können zum Beispiel von Rheinfelden nach Basel fahren und dabei zwei Schleusen passieren. Diese Fahrten finden in den Sommermonaten dreimal wöchentlich statt. Daneben bietet das Unternehmen diverse andere Rund- und Eventfahrten auf dem Rhein an. Dabei können die Gäste einen Brunch auf Etageren, Afternoon Tea mit regionalen Spezialitäten oder verschiedene Burger geniessen. Bei der Basler Personenschifffahrt legt man grossen Wert auf regionale Zutaten: «Wenn immer möglich, kreieren wir Getränke und Menüs mit Basler Produkten», sagt Patricia Büeler. Sie ist für das Marketing und die Nachhaltigkeit zuständig. Die Anzahl Mitarbeitende, die für das leibliche Wohl der Gäste zuständig ist, schwankt je nach Saison. Im Juli sind beispielsweise 30 Mitarbeitende in der Küche und im Service tätig.
Auf den sechs Passagierschiffen, die auf dem Walensee verkehren, werden Snacks und Getränke serviert. Andere Speisen gibt es auf Vorbestellung. Zum Team gehören 16 Festangestellte und 12 Mitarbeitende im Stundenlohn. Die Mitarbeitenden sind als Schiffsführer, Matrosinnen oder Matrosen tätig. Sie sind ausser für nautische Aufgaben auch für das Wohl der Gäste zuständig. Neben dem Kursbetrieb bietet das Unternehmen verschiedene Eventschiffe, wie das Brunch-Schiff oder das Spanische Schiff, auf dem mediterrane Spezialitäten serviert werden. Ausserdem können die Schiffe für private Feiern wie Geburtstage oder auch Firmenfeste gemietet werden. Bei diesen Angeboten arbeitet der Schiffsbetrieb Walensee mit externen Caterern zusammen. Daneben bieten sie musikalische Events an, bei denen Schlager oder Örgeli-Musik auf dem Programm stehen. Zudem gibt es eine ganzjährige Fährverbindung nach Quinten.
verkehrte der erste Raddampfer der Schweiz auf dem Genfersee. Guillaume Tell hiess das Schiff und verkürzte die Reise von Genf nach Lausanne von einem Tag auf viereinhalb Stunden.
Die Schifffahrt verlor mit dem Aufkommen der Eisenbahn an Bedeutung. Jedoch gibt es immer noch eine regelmässige Autofährverbindung über den Zürichund den Bodensee.
Schiffe der eidgenössisch konzessionierten Schifffahrtsunternehmen befördern auf Schweizer Seen, Flüssen und Grenzgewässern rund 13 Millionen Gäste pro Jahr.
Der Verband Schweizerischer Schifffahrtsunternehmen hat 16 Mitgliedsunternehmen. Diese Unternehmen betreiben Schifffahrt auf verschiedenen Schweizer Seen und Flüssen.
Güterschiffe transportieren jährlich rund 2,5 Millionen Tonnen Material auf den Schweizer Gewässern. Von besonderer Bedeutung für den Güterverkehr und die Landesversorgung ist die Rheinschifffahrt.
Quelle: Bundesamt für Verkehr
schweizer-schifffahrt.ch
walenseeschiff.ch