Kleider machen Berufsleute

Früher strapazierfähig, heute bequem: Die Berufsbekleidung in der Hotellerie und Restauration hat sich in den letzten 100 Jahren stark verändert.

Die Bekleidung in der Hotellerie und Gastronomie gilt als Visitenkarte eines Betriebs. Häufig tragen die Mitarbeitenden Kleider in ausgewählten Farben, veredelt mit dem jeweiligen Firmenlogo. Die Gäste erkennen so, wer Mitarbeiterin oder Mitarbeiter ist und wer zu den Gästen gehört. Ausserdem stärkt eine einheitliche Arbeitskleidung das Zusammengehörigkeitsgefühl des Teams.

Kein Geld für Kleider

In den Anfängen des Tourismus war es den Hoteliers aus finan­ziellen Gründen nicht möglich, ihre Mitarbeitenden einzukleiden. Lange Zeit trug ein grosser Teil der Mitarbeitenden seine eigene Kleidung. «Erst nach dem zweiten Weltkrieg kleideten die Hotels all ihre Mitarbeitenden ein», erklärt die Historikerin Evelyne Lüthi-Graf. Sie hat jahrelang das Hotelarchiv Schweiz geleitet. Bis dahin erhielten nur die Mitarbeitenden, die vor oder beim Eingang arbeiteten, eine Uniform wie etwa der Portier oder der Liftboy. Für diejenigen Mitarbeitenden, die selber für ihre Kleidung sorgen mussten, war es auch eine finanzielle Belastung. Dies bedeutete, dass sie ihren Angehörigen weniger oder gar kein Geld schicken konnten.

Im Service und auf den Etagen trugen die Mitarbeiterinnen meist schwarze Röcke, weisse Schürzen sowie Häubchen oder Maschen im Haar. «Die Gouvernante trug einen schwarzen Rock ohne Schürze, dafür einen weissen Kragen», sagt Evelyne Lüthi-Graf. Die Lingeriemädchen trugen lange weisse Schürzen mit einem Latz, weil sie sich zum Reinigen hinknien mussten und die Aufgabe hatten, die Nachttöpfe zu leeren.

«Ende des vorletzten Jahrhunderts war es üblich, dass die wohlhabenden Gäste ihre persönlichen Bediensteten mit ins Hotel brachten. Daher trugen die Zimmermädchen die Bekleidung, die von ihren Vorgesetzten für sie vorgesehen war», sagt Evelyne Lüthi-Graf. Etwa um 1900 ging es vielen Hotels finanziell besser und sie konnten sich die Bekleidung für ihre Mitarbeitenden leisten. So kauften beispielsweise die Verantwortlichen im «Badrutt’s Palace» in St. Moritz/GR die Stoffe für ihre Mitarbeitenden in England und liessen die Kleidung schneidern.

Schwarzer Jupe und weisse Bluse

Bis etwa in die 1970er-Jahre trugen die weiblichen Mitarbeiterinnen im Service häufig einen schwarzen Jupe, eine weisse Bluse und eine weisse Schürze, unter der sie das Serviceportemonnaie verstauten. «Hosen bei Frauen waren lange Zeit nicht gerne gesehen», erklärt Sylvia Kiener, Geschäftsleiterin von Oehrli Berufsmode in Emmenbrücke/LU. Die Herren trugen eine schwarze Hose, ein weisses Hemd und oft eine gestreifte oder schwarze Weste.

Insbesondere in der Küche hat die Bekleidung auch eine Schutzfunktion. Die Blusen haben oft lange Ärmel, damit die Gefahr kleiner ist, sich zu verbrennen. «In den letzten zehn Jahren hat sich das Gewicht der Stoffe reduziert. Ausserdem sind sie weicher geworden und angenehmer zu tragen», erklärt Sylvia Kiener. Früher war der Stoff der Kochblusen sehr dicht und schwer, weil sie robust sein musste.


«Die Bekleidung der Mitarbei­tenden gilt auch als Visitenkarte eines Betriebs.»

Syliva Kiener, Oehrli Berufsmode


Als Polyester aufkam, stellte man Berufskleidung aus diesem Stoff her. Man merkte aber rasch, dass es ungeeignet war. «Polyester ist nicht atmungsaktiv und nimmt Gerüche wie Schweiss rasch auf. Glücklicherweise ist man schon bald wieder davon abgekommen.»

Die heutigen modernen Gewebe sind atmungsaktiv und leicht. «Heutzutage wiegt eine Arbeitshose noch etwa 110 Gramm. Der Stoff hat einen hohen Stretchanteil und somit viel Tragekomfort», sagt die Geschäftsleiterin von Oehrli Berufsmode.


Sylvia Kiener führt seit 26 Jahren Oehrli Berufsmode in Emmenbrücke/LU. Sie kleidet einen grossen Teil der Berufsverbände ein.


In der Hauswirtschaft sei es wichtig, dass die Kleider viele Taschen haben. Sylvia Kiener ist zudem der Meinung, dass die Oberteile etwas länger geschnitten sein müssten, «damit sie beim Arbeiten nicht hochrutschen.» Die Bekleidung für die Mitarbeitenden müsse einen hohen Wohlfühleffekt haben. Schliesslich sei dies auch ein Zeichen der Wertschätzung seitens der Arbeitgeber, wenn die Bekleidung für die Mitarbeitenden bequem und von guter Qualität sei.

Vorübergehend knallige Farben

«1999 präsentierten wir an der Igeho in Basel zum ersten Mal Kochjacken in knalligen Farben», erinnert sich Sylvia Kiener. Eine Weile lang waren diese sehr gefragt, was sich nach ein paar Jahren wieder änderte. Sie verkaufen vorwiegend weisse und schwarze Jacken. Auch Dunkelblau, Olivgrün oder Sand seien derzeit gefragt. Bei den Mitarbeitenden mit Gästekontakt wählen die Kunden eher warme Töne, die zum Betrieb oder den Logofarben passen.

Die Arbeitsbekleidung hat je nach Beruf eine Schutzfunktion wie etwa bei den Köchen. Sie soll aber auch die Zugehörigkeit zum Betrieb zum Ausdruck bringen. (zvg)

(Daniela Oegerli)


Flecken lassen sich gut mit Hausmitteln entfernen

Die Lebensdauer der Kleidung kann man mit der richtigen Pflege erheblich verlängern. Wichtig dabei ist, die Kleidungsstücke richtig zu reinigen und zu waschen. Bunte Kleidung, die bei 60 Grad Celsius gewaschen werden darf, könnte abfärben. Daher sollten dunkle Kleidungsstücke stets separat gewaschen werden. Und es lohnt sich, ein Waschmittel ohne Bleichmittel zu wählen. Dunkle Kleidung sollte man vor dem Waschen am besten nach links wenden. Das verringert den Verschleiss der sichtbaren Aussenteile. Baumwollkleidung bleibt besser in Form, wenn sie nach der Wäsche gestreckt und zum Trocknen aufgehängt wird. Beim Entfernen von Flecken lohnt es sich, bewährte Hausmittel zu verwenden. Chemische Mittel können die Stoffe beschädigen, Seide ist beispielsweise sehr empfindlich. Zu den bewährtesten Hausmitteln gehören: Spülmittel, Handseife, Backpulver, Essigessenz, Zahnpasta, Zitronensäure, Natron oder Gallseife. Egal wie man die Flecke entfernt, man sollte so rasch als möglich handeln.

Blut

Zitronensaft auf den eingetrockneten Blutfleck träufeln, eine halbe Stunde einwirken lassen, ausspülen und dann wie gewohnt waschen. Natron oder Backpulver sind bei hellen Stoffen eine gute Wahl. Dabei sollte man Natron oder Backpulver auf den Fleck geben, das Mittel über Nacht einwirken lassen und es dann gut auswaschen. Ausserdem kann man Blut­flecke zuerst mit kaltem Wasser auswaschen und danach in Salzwasser einlegen.

Rostflecke

Gegen Rostflecke helfen Zitrone und Salz. Dazu gibt man ein paar Tropfen Zitronensaft auf den Rostfleck und streut etwas Salz darüber. Diese Mischung kann man einige Stunden einwirken lassen. Anschliessend das Kleidungsstück einmal per Hand ausspülen und danach wie gewohnt in der Wasch­maschine waschen. Für weisse, waschbare Kleidungsstücke kann auch Zahnpasta verwendet werden. Diese auf den Rostfleck tupfen und einwirken lassen.

Lippenstift

Bei eingetrockneten Lippenstiftflecken kann man entweder auf Glyzerin oder Gallseife zurückgreifen. Das Kleidungsstück vor der Behandlung einweichen, danach den Fleck gut mit dem Hausmittel ein­reiben und zehn Minuten einwirken lassen. Auch Spülmittel hilft, um hartnäckigen Lippenstift zu entfernen. Dabei sollte man das Spülmittel eine Viertelstunde einwirken lassen, danach mit einem sauberen Tuch ins Gewebe einreiben und wie gewohnt waschen.

Make-up

Um Make-up-Flecke zu entfernen, ist Backpulver geeignet. Dazu verreibt man einen Esslöffel Backpulver mit einem feuchten Tuch sanft auf dem Fleck. Es sollte leicht schäumen. Nach einer Stunde Einwirkzeit den Stoff bei 30 Grad in der Maschine waschen. Bei ölhaltigen Make-up-Produkten ist Babypuder ein effektives Hausmittel, da es Öl aufsaugt. Baby­puder auf den Make-up-Fleck tupfen und 15 Minuten einwirken lassen, danach ausklopfen.

Rotweinflecke

Frische Rotweinflecke können mit Salz entfernt werden. Den Fleck mit reichlich Salz bedecken. Danach muss man warten, bis das Salz den Rotwein aufgesaugt hat. Das Salz wirkt wie ein Bleichmittel, das den Fleck heller macht. Anschliessend kann man das Wäschestück normal waschen. Auch Sekt, Mineralwasser oder Weisswein helfen, den Fleck zu entfernen. Diesen mit der Flüssigkeit begiessen und etwa 20 Minuten einwirken lassen.

Tomatensauce

Um Flecke von Tomatensauce zu entfernen, gibt es diverse Möglichkeiten. Man kann den Fleck anfeuchten und mit Gallseife einreiben. Nach einer halben Stunde kann das Kleidungsstück wie gewohnt gewaschen werden. Den Tomatenfleck kann man auch mit etwas Essig oder Essigessenz beträufeln, einwirken lassen und anschliessend wie gewohnt waschen. Falls der Fleck nicht ganz weg ist, das ­Kleidungsstück noch feucht an die pralle Sonne legen.

Wachsflecke

Das Kleidungsstück oder den Stoff sollte man etwa zwei Stunden ins Tiefkühlfach legen. Das vollständig getrocknete Wachs kann anschliessend vom Stoff abgeschabt werden, dazu kann man ein stumpfes Messer verwenden. Das übriggebliebene Wachs kann man mit einem Küchenpapier oder Löschblatt und einem Bügeleisen aus den Textilien entfernen. Dabei legt man das Löschblatt auf den Stoff und fährt mit dem Bügeleisen darüber.


«Wir gehen auf die Bedürfnisse jeder Abteilung ein.»

Welches Bekleidungskonzept haben Sie im Hotel Schweizerhof in Lenzerheide?
Wir haben kein spezielles Konzept bei uns im Hotel. Wir gehen auf die Bedürfnisse jeder Abteilung individuell ein. Denn die Mitarbeitenden in der Küche haben nicht dieselben Bedürfnisse wie diejenigen, die beispielsweise an der Réception oder in der Hauswirtschaft arbeiten.

Wie viel Mitspracherecht haben Ihre Mitarbeitenden bei der Auswahl ihrer Berufs­bekleidung?
Wir hatten einmal ein «Konzept» für unsere Restaurantmitarbeitenden eingeführt. Dabei ist mir jedoch bewusst geworden, dass es wichtig ist, die Mitarbeitenden im Team selber entscheiden zu lassen. Denn sie sind es, die täglich die Kleidung tragen und sich darin wohlfühlen müssen. Der Tragkomfort überträgt sich auch auf ihre Tätigkeit. Wenn die Kleidung bequem ist, geht die Arbeit auch leichter von der Hand.

Wie hat sich die Bekleidung Ihrer Mitarbeitenden in den letzten 30 Jahren verändert?
Die Kleidung in der Hotellerie ist auf jeden Fall lockerer, farbiger, design­ter, mutiger und auch innovativer geworden. Die Berufskleidung ist nicht mehr so klassisch. Dies betrifft alle Kategorien von Hotels. Zum Teil hat sogar in Fünfsternehäusern diesbezüglich ein Umdenken stattgefunden.

Was geht für Sie in Sachen Bekleidung gar nicht?
Die Kleidung sollte immer gepflegt und sauber sein. Insofern finde ich es wichtig, dass die Bekleidung im Hotel gewaschen und den Mitarbeitenden zur Verfügung gestellt wird. Somit können die Mitarbeitenden ihre Kleidung jederzeit austauschen, falls sie schmutzig geworden ist.

(doe)


Zur Person

Claudia Züllig

Claudia Züllig und ihr Mann Andreas sind seit über 33 Jahren Gastgeber im Hotel Schweizerhof Lenzerheide/GR. Sie führen das Hotel mit etwa 120 Mitarbeitenden und viel Herzblut. Kürzlich sind sie zu «Bündner Persönlichkeiten 2023» ausgezeichnet worden.


Mehr Informationen unter:

oehrli-lu.ch