«Mehr Werbung für unsere Hotels» 

Über die Plattform Hotelcard ist es möglich, in Randzeiten Zimmer für den halben Preis anzubieten. Jetzt plant der Anbieter weitere Vorteile für Hotels und Gäste.

Claudio Grisch ist CEO der Hotelcard AG. (ZVG)

Claudio Grisch, das Halbtax-Abo für Hotels feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Welche war die Grundidee des damaligen Start-ups Hotelcard?
Claudio
Grisch: Hotelcard wurde vom heutigen Verwaltungsratspräsidenten Ivan Schmid gegründet. Die Grundidee war, ein Tool für Hotels zu schaffen, mit dem sie ihre Auslastung in Randzeiten erhöhen können. Dass die Idee eines Halbtax-Abos für Hotels bei der Schweizer Bevölkerung gut ankam, überraschte nicht. Entsprechend schnell wuchsen die Mitgliederzahlen.

Wie sehen die Mitgliederzahlen heute aus?
Hotelcard verfügt heute über rund 60 000 zahlende Mitglieder in der Schweiz sowie weitere Mitglieder über unsere beiden Vertriebspartner Swiss Bankers und Mobility. Über 600 Hotels in allen Preiskategorien und Regionen profitieren von unserem Modell, die meisten davon in der Schweiz – einige im nahen Ausland.

«Mit dem Abo-Modell sind wir eine Alternative zu ausländischen Online-Plattformen.» 
 

Kann Hotelcard in einer Welt von dynamischen Pricings und Meta-Suchmaschinen immer noch neue Hotels für eine Partnerschaft begeistern? 
Es mag auf den ersten Blick erstaunen, aber für Hotels bleibt Hotelcard eine gute Alternative zu den dominierenden Online  Travel Agencies. Die Zahl der teilnehmenden Hotels ist in jüngster Zeit sogar wieder angestiegen, und wir erwarten ein kräftiges Wachstum im kommenden Jahr. Die Gründe dafür sind vielfältig: Da wir eine «Closed User Group» sind, sind die tiefen Raten nur unseren Mitgliedern zugänglich und erscheinen auf keiner Meta-Suche. Auch verlangt Hotelcard keine Kommissionen und finanziert sich nur über Mitgliederbeiträge. Insbesondere in Randzeiten und für Hotels abseits der Touristenströme sind wir deshalb eine interessante Option.

Sind es die klassischen Schnäppchenjäger, die sich für die Hotelcard interessieren? 
Schnäppchenjäger wären nicht bereit, einen jährlichen Mitgliederbeitrag von 99 Franken zu bezahlen. Vielmehr sind unsere Mitglieder viel reisende Schweizer, mehrheitlich im Segment über 50, welche kaum je eine Buchung stornieren und ausserdem gerne und viel in den Hotels konsumieren. Somit unterscheidet sich Hotelcard deutlich von so genannten Flash-Sale-Portalen wie Dein Deal oder Voyage Privé.

Die Hotelcard steht für 50 Prozent Discount auf den offiziellen Zimmerpreis. Sind weitere Discounts möglich? 
Heute kann ein Hotel bei uns entweder 50 Prozent Discount-Raten oder die vollen Raten anbieten. In Zukunft soll, abhängig vom Datum und einigen anderen Faktoren, auch 40 Prozent, 30 oder gar 20 Prozent Discount möglich sein. Diese Änderungen evaluieren wir momentan und planen die Einführung im Verlauf des nächsten Jahres.

Was ist noch geplant?
Ein grosses Thema fürs nächste Jahr ist die Channel-Manager-Anbindung. Obschon viele Hotels unser Extranet schätzen und teils auch froh sind, dass wir unabhängig operieren, hat eine direkte Anbindung doch grosse Vorteile und wird die Abläufe wesentlich verbessern.

Wie können Hotels über Hotelcard noch mehr auf sich aufmerksam machen? 
Unsere wöchentlichen Newsletter sind schon heute sehr beliebt und werden von über 30 Prozent der Mitglieder geöffnet. Verstärkt wollen wir auch Instagram und andere Plattformen nutzen, um unsere Hotels bekannt zu machen. Unser Motto lautet dabei «Die Schweiz entdecken», und wir wollen unsere Mitglieder bewusst dazu animieren, neue Regionen zu entdecken.

Und wo sehen Sie noch Wachstumspotenzial?  
Wir planen momentan eine Expansion in den süddeutschen Raum, wo die Schweiz als Produkt unglaublich beliebt ist, aber immer noch als zu teuer empfunden wird. Hotelcard kann da helfen, diese Hemmschwelle zu überwinden und wieder vermehrt deutsche Gäste in die Schweiz zu locken. Wir wollen mit unserem Abo-Modell Hotelcard und den flexiblen Konditionen für Hotels eine valable Alternative zu den ausländischen Online-Plattformen bleiben, nicht nur an Randzeiten, sondern während des ganzen Jahres.

(Interview Jörg Ruppelt)