Vom Schneckentempo auf die Überholspur

Die Branchenverbände treten auf das Gaspedal. Mit vereinten Kräften wollen sie die Gastronomie und Hotellerie in die Zukunft führen.

Martin von Moos, Esther Lüscher und Beat Imhof (v. l.) diskutierten im Igeho-Kamingespräch über die Gastfreundschaft 2.0.  (Roy Matter)

Digitalisierung, Zusammenarbeit, Bildung und Strahlkraft sind Themen, welche die Branche beschäftigen. Darüber diskutierte Moderator Andrin Willi im Rahmen eines Igeho-Kamingespräches mit Esther Lüscher, Präsidentin der Hotel & Gastro Union, Beat Imhof, Präsident Gastrosuisse, und Martin von Moos, Präsident Hotelleriesuisse. In einem Punkt waren sich alle einig: Im Umfeld, das immer digitaler und technischer wird, gewinnt Menschlichkeit zunehmend wieder an Bedeutung. «Interaktionen, wie jene am Stammtisch, sind die Wiege der Demokratie und eine Antithese zu den sozialen Medien», sagte Beat Imhof. «Echte Gastfreundschaft findet heute fast ausschliesslich in der Gastronomie und Hotellerie statt», ergänzte Martin von Moos.

Ob nach dem Schulterschluss von Gastro Churwalden & Lenzerheide mit Hotelleriesuisse Lenzerheide-Valbella auch die nationalen Verbände fusionieren würden, wollte Andrin Willi wissen: «Bei Themen, die wirtschaftlich einen Mehrwert bieten, und in der Bildung sind wir verpflichtet zusammenzuarbeiten», sagte Beat Imhof. Dem pflichtete Martin von Moos bei. «Bei politischen Interessen sind wir heute mit zwei Verbänden und zwei Sichtweisen stärker als mit einer Stimme», gab er zu bedenken. «Erfolgt eure Zusammenarbeit weiterhin in gemächlichem Tempo 30 oder seid ihr schneller unterwegs», provozierte Andrin Willi. Während Beat Imhof mit einem guten 50er konterte, sah Esther Lüscher das Tempo bei 80. «Nach Jahren der Blockade starten in diesen Tagen die Verhandlungen für den neuen L-GAV. Das ist sehr positiv.» Esther Lüscher wünschte, dass sich mehr Mitarbeitende den Berufsverbänden anschlössen. «Unsere Branche ist einmalig. Nur hier können Arbeitgebende und Arbeitnehmende gemeinsam die Berufsbilder und Arbeitsbedingungen gestalten.»

Kräfte bündeln, Image fördern

Für Beat Imhof gibt es zu viele Anlaufstellen für den Nachwuchs. «Wir, also alle Akteure der Branche, müssen unsere Kräfte bündeln und mit einer Sprache sprechen.» Dass die Gastronomie von der Lehre bis zum Master viele Chancen bietet, ist nicht nur ein Vorteil. In Hotelfachschulen vielseitig Ausgebildete sind auf dem Arbeitsmarkt begehrt. «Viele, die abwandern, kehren später jedoch wieder in die Gastronomie zurück», sagte Esther Lüscher. Angst, dass KI Arbeitsplätze gefährdet, hat sie nicht. «Sicher werden sich viele Berufsbilder verändern. Doch auch die Robotik muss betreut werden. Vieles wird ja bereits heute eingesetzt.»

«Mit dem Mobiltelefon reservieren und zur gebuchten Zeit das Zimmer aufschliessen, hat Zukunft», sagte Martin von Moos. Das Gästebedürfnis definiert den Einsatz von Robotik. «Analoge Dienstleistungen müssen wir jedoch auch in Zukunft verrechnen können.» Die Zeichen dafür stehen gut. «Herzlichkeit und emotionaler Nachhall werden gewinnen», lautete Andrin Willis optimistisches Schlusswort.

(gab)