«Das ist die simpelste Lösung zu bezahlen»

Der Gast kommt, die Kamera erkennt, der Gast bezahlt. So will ein deutsches Start-up lange Schlangen vor der Kasse abschaffen.

Die Intergastra-Messe zeichnete Visioncheckout mit dem Innovationspreis aus. Wie das Bezahlsystem funktioniert, erklärt das Video auf der App HG+. (ZVG)

Felix Schweikardt, mit Ihrem Konzept Visioncheckout automatisieren Sie den Kassenvorgang in der Gemeinschaftsverpflegung. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Felix Schweikardt
: Als Student stand ich lange in der Schlange vor der Mensakasse und fragte mich, ob man den manuellen Kassiervorgang nicht technisch lösen könnte. Nach einer Forschungsarbeit in Karlsruhe war klar, es ist technisch möglich. 

Wie genau funktioniert Visioncheckout ?
Als Gast kommen Sie wie bisher mit Ihrem Tablett an die Kasse, aber anstatt lange anzustehen, um auf den Kassiervorgang zu warten, stellen Sie das Tablett unter eine Kamera. In weniger als einer Sekunde werden alle Gerichte erkannt. Sie bezahlen. Das Essen wird von Ihrer Lunchkarte abgebucht. Als Gemeinschaftsverpfleger können Sie neue Gerichte in jeweils 30 Sekunden in das System «eintrainieren». 

Welche Vorteile bietet Ihr Konzept gegenüber jenem, bei dem Geschirr mit Chips versehen wird, die die Speisen an die Kasse übermitteln? 
Aktuell werden Mahlzeiten vom Personal optisch erkannt. Also ist die simpelste Lösung, die Mahlzeiten auch zukünftig optisch zu erkennen – nur eben durch künstliche Intelligenz. Visioncheckout ist als Plug-in-Lösung mit bestehenden Prozessen und Systemen kompatibel. Es müssen keine Investitionen für neues Geschirr getätigt werden, und auch Retail-Artikel wie Schokoriegel können erkannt werden.
 
Ihr Produkt ersetzt die Mitarbeiter an der Kasse. Sollen diese in anderen Bereichen eingesetzt werden? Oder geht es nur um das Sparen von Personalkosten? 
Fast alle Betriebe, mit denen wir sprechen, leiden unter Personalmangel. Die überall verbreiteten Trends zu Frische, Regionalität und Individualisierung sind personalintensiv. Um den veränderten Rahmenbedingungen gerecht zu werden, benötigt die Branche eine Innovation. 

In welchen Betrieben ist Ihr Konzept bereits im Einsatz ?
Bisherige Pilotbetriebe sind unter anderem eine grosse deutsche Versicherung, ein mittelständisches Unternehmen aus dem Schwarzwald und eine Unimensa. 

Und die Feedbacks der Nutzer?
Das bisherige Nutzungsverhalten lässt sich in drei Gruppen einteilen: Natürlich gibt es einige, die Veränderungen eher skeptisch gegenüberstehen. Die überwiegende Mehrheit der Gäste nutzt das System aber intuitiv, ohne es weiter zu kommentieren. 15 Prozent der Nutzer reagieren bei der ersten Interaktion mit Begeisterung.

Ist Visioncheckout auch in der Schweiz einsetzbar. Und wenn ja, für welche Betriebsgrössen ist das System geeignet? 
Wir adressieren Betriebe ab einer Grösse von zwei Kassenplätzen. Und ja, das System ist auch in der Schweiz einsetzbar. Wir liefern eine Komplett-Ausstattung inklusive Touchscreens, Kameras und Software.

(Interview Jörg Ruppelt)


Mehr Informationen unter:
www.auvisus.com