Der Schlüssel ist mehr Lohn

Was spricht für einen Verbleib in der Branche, was dagegen? Die Hotel & Gastro Union befragte ihre Mitglieder, ob sie ihre berufliche Zukunft in der Hotellerie und Gastronomie sehen.

  • (HGU)

Diese Frage stellten sich viele Mitarbeitende der Hotellerie und Gastronomie in den vergangenen zwei Jahren: «Bleibe ich oder suche ich mir mittelfristig einen Job in einer anderen Branche?» Roger Lang, Leiter Rechtsdienst der Hotel & Gastro Union, wollte es genau wissen und beauftragte ein unabhängiges Marktforschungsinstitut, den Puls von Mitgliedern der Hotel & Gastro Union zu fühlen.

Mehr als 2000 Mitglieder antworteten auf die Ende letzten Jahres online durchgeführte ­Umfrage. Eine der wichtigsten Erkenntnisse: Die Zahl jener, die für sich eine Zukunft in der Branche sieht, ist seit 2019 geschrumpft. Während vor der Pandemie noch 81 Prozent der Befragten antworteten, «sicher oder vermutlich schon» in der Hotellerie und Gastronomie zu bleiben, waren es Ende 2021 noch 67 Prozent der Mitglieder. 18 Prozent wollen der Branche den Rücken kehren. Dies trifft besonders auf Arbeitnehmende ohne Vorgesetztenfunktion beziehungsweise auf Arbeitssuchende zu. Die grössten Barrieren, die gegen einen Verbleib in der Hotellerie- und Gastronomiebranche sprechen, sind der Lohn und die Arbeitszeiten.

«Arbeitnehmende ohne Vorgesetztenfunktion brauchen Perspektiven, damit sie in der Branche bleiben»

Roger Lang, Leiter Rechtsdienst Hotel & Gastro Union
 

An dritter Stelle wird die mangelnde Planbarkeit genannt. Vor allem jene, die überzeugt sind, die Branche zu verlassen, nennen die niedrigen Löhne und die schlechten Planungen als Hauptgrund für geringe Perspektiven in Hotellerie und Gastronomie. Roger Lang kommt zum Schluss: «Eine generelle Erhöhung der Löhne und ­attraktivere Arbeitseinteilungen sind wichtige Faktoren, die dazu beitragen, Mitarbeitende langfristig in der Branche zu halten.»

Jene Befragten, die sicher sind, in der Hotellerie und Gastronomie weiterarbeiten zu wollen, äusserten sich zu positiven Aspekten der Branche. Aus einer Vielzahl von Gründen heben 68 Prozent der Mitglieder hervor, dass sie Spass am Beruf haben. 54 Prozent gefällt die Abwechslung und die Vielseitigkeit ihrer Arbeit.

38 Prozent der Befragten sagen, dass sie den Kontakt zu Menschen besonders schätzen. Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten spielen eher eine untergeordnete Rolle, wenn es ­darum geht, Gründe für einen Verbleib in der Branche aufzuzählen. Grundsätzlich gut bewerten die Befragten ihre Betriebe und ihre Arbeitgeber. 79 Prozent heben die fachliche Qualifikation des Arbeitgebers hervor. 69 Prozent sind mit dem Arbeitsklima im Betrieb zufrieden.

«Die positiven Aspekte wie Spass am Beruf, abwechslungsreiche Arbeit und der Kontakt zu Menschen müssen in die Gesellschaft getragen werden.»

Roger Lang, Leiter Rechtsdienst Hotel & Gastro Union


13 Prozent der Befragten gaben an, dass es ihnen an Wertschätzung fehlt und sie schlecht von Vorgesetzten geführt werden. 12 Prozent vermissen Mitgestaltungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten im Betrieb.

Die Mitgliederumfrage bildet die Grundlage zur Neufassung des Manifests der Hotel & Gastro Union. Diese sozial- und berufspolitische Erklärung von Zielen und Absichten der HGU und ihrer Mitglieder wird in der Ausgabe der Hotellerie Gastronomie Zeitung vom 27. April 2022 vorgestellt.

(Jörg Ruppelt)


Fakten zur Umfrage

An der Online-Umfrage nahmen insgesamt 2076 Mitglieder der Hotel & Gastro Union teil. Durchgeführt wurde sie vom Markt­-forschungsinstitut Ipsos in Root / LU im Zeitraum vom 28. November bis 28. Dezember 2021.