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Die Nachtkultur muss neue Wege finden

Sinkende Umsätze, verändertes Gästeverhalten. Bars und Clubs stehen vor grossen Hürden. Jetzt ist Innovationsgeist gefragt.

Clubs und Bars suchen vermehrt nach Möglichkeiten, abseits von klassischen Partys Gäste anzulocken. (Keystonde-SDA)

Eine Umfrage der Bar und Club Kommission Zürich von Anfang 2024 zeigte es erschreckend deutlich: Zwischen 2018 und 2023 sanken die Pro-Kopf-Umsätze in den städtischen Bars um 14 Prozent, von rund 38 auf 31 Franken. Dies bei etwa stabiler Gästezahl. Bei den Clubs ist die Gästeanzahl um zehn Prozent gestiegen, der Pro-Kopf-Umsatz sank derweil um 30 Prozent von 45 auf 30 Franken.

Alexander Bücheli, Geschäftsführer der Schweizer Bar und Club Kommission SBCK, schätzt die Lage heute als mehr oder weniger stabil ein. «Das heisst aber nicht, dass sich die Situation der Betriebe verbessert hat. Die Herausforderungen sind nach wie vor gross.» Steigende Betriebskosten machen es laut Bücheli für viele Betriebe schwierig, überhaupt kostendeckend zu wirtschaften.

Zurückhaltung beim Alkohol

Dass die Gäste in Bars und Clubs weniger ausgeben, dürfte unter anderem auf eine sinkende Kaufkraft bei der jüngeren Zielgruppe und auf eine zurückhaltendere Einstellung zum Alkohol zurückzuführen sein. Das zeigt auch eine repräsentative Umfrage, die das Newsportal watson.ch jüngst veröffentlicht hat. 53 Prozent der 16- bis 30-Jährigen geben an, aus finanziellen Gründen auf Bar- und Clubbesuche zu verzichten. Auch beim Alkoholkonsum zeigen sich die jüngeren Befragten vorsichtiger: 53 Prozent der 16- bis 30-Jährigen trinken höchstens dreimal im Monat Alkohol. Bei den 31- bis 54-Jährigen sind es 44, bei den über 55-Jährigen 31 Prozent.

Bars und Clubs müssten sich an diese Entwicklung anpassen, sagt Alexander Bücheli. «Wir müssen davon ausgehen, dass der Pro-Kopf-Umsatz tiefer bleibt.» Es sei deshalb immer wichtiger, die Räumlichkeiten möglichst gut auszulasten zum Beispiel durch Vermietung für Firmenanlässe oder Veranstaltungen wie Live-Podcasts oder Comedy-Shows. Es gebe auch vermehrt neue Formate wie Day Dances und Angebote nur für bestimmte Zielgruppen.


«Man muss mit seinem Angebot hervorstechen.»

Jacob Schümperli, Gründer und CEO Flightmode GmbH


Den Gästen etwas Besonderes zu bieten, ist auch das Motto der Flightmode GmbH. Die Eventfirma, gegründet und geführt von den Zwillingsbrüdern Jacob und Maxi Schümperli, bespielt verschiedene Locations in und um Zürich. «Mit unseren Partys wollen wir Erlebnisse bieten, die man nicht jeden Tag haben kann», sagt Jacob Schümperli. Dies sei wichtig, denn das Veranstaltungsund Festivalangebot sei gerade in den Sommermonaten gross. «Da überlegen sich die Leute gut, wo sie ihr Geld ausgeben wollen.» Herausstechen will Flightmode einerseits mit besonderen Locations. Aktuell betreiben sie unter anderem den Soluna Urban Beach Club am Hafen Tiefenbrunnen/ ZH – direkt am See. Genauso wichtig ist Jacob Schümperli aber die Pflege der Community. «Wir stecken viel Herzblut in unsere Events, legen Wert auf Details, nehmen uns vor Ort Zeit, mit den Leuten zu sprechen.» So konnten sich die Veranstalter eine treue Gruppe an Gästen aufbauen.

Wertschöpfung der Nachtkultur

Die SBCK und ihre Mitgliederverbände in den Kantonen setzen sich für die Anliegen der Bars und Clubs ein. Zeigen auf, wie viel Wertschöpfung im Nachtleben steckt. «Wenn in Zürich an einem Wochenende rund 100 000 Menschen in den Ausgang gehen, geben die immer auch an anderen Orten als dem Club Geld aus», sagt Bücheli. Sei es im öffentlichen Verkehr, im 24-Stunden-Shop oder in der Gastronomie. «Ausserdem schaffen wir geschützte Räume gerade für junge Menschen, wo sie Leute kennenlernen und sich austauschen können und einen niederschwelligen Zugang zur Kultur erhalten.»

(Alice Guldimann)


Clubförderung

Die Förderung der Clubkultur ist politisch umstritten. Auch innerhalb der SBCK sind laut Alexander Bücheli nicht alle gleicher Meinung. Man wolle nicht einfach die hohle Hand machen, so der Geschäftsführer. «Eine gezielte Förderung für Angebote, die zum Beispiel Nachwuchsförderung, Diversität und Inklusion ins Zentrum stellen, wäre aber sicher wünschenswert.» Prüfen sollte man auch, ob der Zugang für Jugendliche zu kulturellen Veranstaltungen vergünstigt werden soll.

sbck.ch
flightmode.ch