Erfolgreich im Tourismus dank exotischer Tiere

Ob als Last-, Zug- oder Streicheltier: Tiere ziehen Gäste an. Auch in die einsamsten Gegenden.

  • Die gutmütigen Kamele der Familie Grädel ziehen immer mehr Gäste ins entlegene Huttwil. Die meisten bleiben dank der Tiere gar über Nacht. (ZVG)
  • Warum in die Ferne reisen? Gewisse exotische Tiere fühlen sich auch bei uns wohl und verhelfen in den Ferien zu unvergesslichen Abenteuern. Sei es eine Übernachtung in einer Jurte, eine Runde mit dem Hundeschlitten oder ein Spaziergang mit den Lamas. (ZVG)
  • Warum in die Ferne reisen? Gewisse exotische Tiere fühlen sich auch bei uns wohl und verhelfen in den Ferien zu unvergesslichen Abenteuern. Sei es eine Übernachtung in einer Jurte, eine Runde mit dem Hundeschlitten oder ein Spaziergang mit den Lamas. (ZVG)
  • Warum in die Ferne reisen? Gewisse exotische Tiere fühlen sich auch bei uns wohl und verhelfen in den Ferien zu unvergesslichen Abenteuern. Sei es eine Übernachtung in einer Jurte, eine Runde mit dem Hundeschlitten oder ein Spaziergang mit den Lamas. (ZVG)

Er habe schon immer unkonventionelle Ideen gehabt. Da seien auch Kamele und Lamas auf dem Betrieb nichts Besonderes mehr gewesen, meint Johann Ulrich Grädel von der Spycher Handwerk AG in Huttwil/BE. Der Geschäftsführer des innovativen Betriebs im Emmental, der sich auf die Produktion, Verarbeitung und den Verkauf aller Produkte rund um Wolle spezialisiert hat, wollte eines Tages einfach alle Tiere auf dem Hof haben, die Wolle hergeben. So hat er sich zu seinen Jakob- und Zackelschafen, den Mohair- und Kaschmirziegen zusätzlich Kamele, Lamas und Alpakas gekauft. Die exotischen Tiere ziehen neue Kunden ins ländliche Huttwil. Nicht nur solche, die an Führungen durch den Betrieb oder am Einkauf von wollenen Produkten interessiert sind.

Während sich einige die Tiere nur anschauen wollen, buchen die anderen Kameltrekkings und lassen sich von den geduldigen Steppentieren eine Stunde lang durch die Region tragen oder führen sie spazieren. «Die Tiere ziehen zusätzliche Gäste an. Die Leute wollen ein Erlebnis», weiss Johann Ulrich Grädel. Und das Erlebnis Kameltrekking trägt dazu bei, dass seine sechs Original-Jurten aus der Mongolei, die er jeweils im Sommerhalbjahr vermietet, immer häufiger ausgebucht sind. «Von Mitte Juli bis Mitte August können wir oft keine freien Jurten mehr anbieten», so der Geschäftsführer. Die runden, weissen, mannshohen Hütten mit wunderschönen Verzierungen an der Decke beherbergen bis zu sechs Personen und sind mit original mongolischen Möbeln sowie einem Ofen ausgestattet. Duschen, Toiletten sowie geschützte Sitz- und Spielgelegenheiten befinden sich in der nahen Scheune. Wer will, kann die Grillstellen im Garten benutzen. Frühstück wird im Hofbistro serviert.

Um die exotischen Schlafstätten in den weniger gebuchten Jahreszeiten Frühling und Herbst besser auszulasten, überlegt sich Johann Ulrich Grädel nun, eine Sauna sowie einen Wellnessbereich auf dem Hof zu integrieren. Damit auch das Bistro besser genutzt werden kann, will seine Tochter die Wirteprüfung ablegen. Derzeit werden im Hofbistro nur ein Frühstücksbuffet sowie kalte Gerichte für Gruppen ab zehn Personen und einfache Mittagessen für Gruppen ab 20 Personen auf Vorbestellung angeboten. Meist wird dies in Zusammenhang mit Führungen durch den Betrieb gebucht. Für das Abendessen schicken die Mitarbeiter der Spycher Handwerk AG ihre Gäste noch in die umliegenden Hotels und Restaurants.

Mit Schlittenhunden Gäste in unbekannte Täler locken

Die Erlebniswelt Muotathal GmbH setzt seit Beginn ganz bewusst auf Hundeschlittenfahrten mit Huskys: «Um Touristen ins Muotathal zu locken, brauchten wir ein unvergleichliches Produkt», sagt Carlo Heinzer. Nur zum Schneeschuhwandern reise niemand in ihr kleines Tal im Kanton Schwyz. Der Einheimische gründete gemeinsam mit drei Freunden als Quereinsteiger 1998 die Erlebniswelt Muotathal GmbH. «Wir wollten unsere wunderschöne Gegend auch anderen zeigen. In den 90er-Jahren gab es noch nicht viel Outdoor-Tourismus», so der Inhaber, der auch als Schutz- und Lawinenhundeausbildner tätig war.

Bald darauf machten die vier mit ihren ersten Huskys ihre Touren. Rasch nahmen vor allem Firmen ihr Angebot wahr. Während die Gäste damals noch in den umliegenden Hotels untergebracht wurden, übernachten die meisten heute im Hüttenhotel der Husky Lodge oder in einer der neun Holzhütten. Während die älteren fünf, die vor zwölf Jahren gebaut wurden, lediglich über eine Toilette verfügen, sind die neuen vier komfortabel mit eigenem Bad ausgestattet. Gäste, welche in den neuen Holzhäusern oder im Hotel übernachten, können auch das Sauna-Hüttli benutzen.

Insgesamt verfügt die Husky Lodge heute über 52 Betten. 45 Personen arbeiten für den 10 000 Quadratmeter grossen Betrieb, die meisten Teilzeit. Die Auslastung beträgt rund 45 Prozent, Tendenz steigend. Die meisten Gäste reisen in den Wintermonaten an. Im Durchschnitt übernachten sie eineinhalb Nächte im Muotathal. «Zu wenig», gibt sich Carlo Heinzer selbstkritisch. Die Gäste müssten noch mehr auf das aufmerksam gemacht werden, was ihre Region alles hergibt. «Genug, um mehrere Nächte zu buchen – auch im Sommer: Zusätzlich zu den Hundeschlittenfahrten oder -spaziergängen ist eine riesige Auswahl an zusätzlichen Aktivitäten im Angebot», sagt Carlo Heinzer. Dazu zählen Abseilen, Biketouren, Hölloch-Exkursionen und vieles mehr, auch ein Seminarraum befindet sich auf dem Gelände.

Diese Angebote tragen dazu bei, dass die Husky Lodge fast während des ganzen Jahres aufgesucht wird. «Auch das neue Geschäftsfeld Gastronomie verhilft uns zu neuen Gästen», so Carlo Heinzer. Neben einem «mehr als gutbürgerlichen Speiseangebot» werden im Restaurant Konzerte und ein Sommerferienprogramm auch für Kinder angeboten. Doch: «Ohne Hunde hätten wir keine Chance. Sie bauen unsere Wertschöpfung aus. Die Leute reden über sie und bringen neue Gäste ins Muotathal.»

Lamas locken in die hinterste Ecke der Schweiz

Eben ist das vierte Lama geboren worden, oben, auf 1200 Metern über Meer, in einem abgelegenen Dörfchen auf dem Monte Comino im Centovalli. Es ist das fünfzehnte Tier von Marisa und Jean-Pierre Bächli. Seit einigen Jahren lebt das Ehepaar in den Sommermonaten dort und bietet mit seinen Lamas Halb- und Ganztagstouren oder mehrtägige Trekkings durch den künftigen «Parco Nazionale del Locarnese» an. Im Winter befindet sich der Ausgangspunkt in Losone-Arcegno.

Gäste wollen nahe bei den Tieren übernachten

«Mittlerweile werden unsere Trekkings zwei- bis dreimal wöchentlich gebucht», sagt Jean-Pierre Bäschlin. «Unser Konzept hat Erfolg. Die Gäste haben grosse Freude an den Tieren und der schönen Umgebung.» Und da die Nachfrage bestehe, können ihre Gäste neuerdings bei ihnen im steinernen Rustico in einfachen Zimmern übernachten. Neben einem Frühstück mit selbst gebackenem Brot bietet das Paar Käse- und Wurstspezialitäten aus der Gegend an. Für die Picknicks und Abendessen bereiten sie einfache Gerichte mit Gemüse aus dem eigenen Garten zu. Grössere Gruppen finden im nahen Öko-Berggasthaus Alla Capanna Unterschlupf. Dort stehen den Gästen bis zu 28 Schlafplätze zur Verfügung. Das dazugehörende Grotto bietet Tessiner Spezialitäten an. 

(Sarah Sidler)


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