Freie Stellen gibt’s wie Sand am Meer

Stellensuchende haben die Wahl. Arbeitgeber brauchen Ideen, um ihre Teams zu komplettieren.

Auf gastrojob.ch, dem Stellenportal der Hotel & Gastro Union, sind 1434 Stellen ausgeschrieben. Die Chance, Mitarbeitende zu finden, ist klein. Der Stellenmarkt ist ausgetrocknet. Annik Rauh und Lisa Boje von den «Hotelharmonisierern» haben zum Thema «Mitarbeitersuche neu gedacht» ein Webinar zusammengestellt. Darin drehen sie den Spiess um, so dass sich die Arbeitgeber bei den Stellensuchenden bewerben.

Eine aufsehenerregende Idee hatten Remo und Susanne Kaufmann, Betriebsleiter im Hotelrestaurant Ronalp in Bürchen/VS. Sie suchten zur Entlastung ihrer Küchenbrigade einen Koch. Drei Monate war die Stelle auf diversen Plattformen und sozialen Medien ausgeschrieben, ohne dass eine Bewerbung eingegangen wäre. «Aus der Not haben wir eine Plakatkampagne mit dem Text ‹Wanted: Koch/Köchin, 100 Prozent – Belohnung 1000 Franken› lanciert», sagt Susanne Kaufmann. Tatsächlich haben sie daraufhin zahlreiche Bewerbungen erhalten. «Auch Köche haben Kollegen empfohlen. Unter all den Bewerberinnen und Bewerbern stammte niemand aus dem Wallis», so Susanne Kaufmann. Eine Handvoll Bewerbende kamen in die engere Auswahl. Ein Koch wurde ausgewählt, der seine Stelle am 8. November antritt. «Er hat sich selber gemeldet», erzählt Susanne Kaufmann. «Weil nun niemand Anspruch auf die Vermittlungsprämie hat, wir den Betrag aber budgetiert haben, werden wir ihn nach dem Ablauf der Probezeit von drei Monaten in die Küchenkasse legen.»

Die Anforderungen an die Arbeitgeber steigen

Für die Wintersaison gilt es, noch einige Stellen zu besetzen. Auch im Grand Hotel Kronenhof in Pontresina/GR. Dort hat Monika Kamm jeden Kanal aktiviert und auch Mitarbeitende angefragt, ob diese noch jemanden wüssten. Auf jede Bewerbung wird sehr schnell reagiert. «Noch haben wir etwas Zeit», sagt Monika Kamm. «Doch wir spüren, dass die Ansprüche der Bewerbenden in Bezug auf Lohn, Freitage und Benefits steigen.» Bei Saisonniers aus Italien habe der Staat die Schraube angezogen und kontrolliere die Steuererklärungen besser als früher. Viele hätten Steuern nachzahlen müssen, so dass sich eine Saison in der Schweiz nicht mehr so lohne wie früher. «Im Service ist die Situation besonders prekär. Bevor wir Einschränkungen ins Auge fassen, stellen wir auch Personen ein, die wir unter normalen Umständen nicht ausgewählt hätten.»

(Gabriel Tinguely)


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