Hotelier baut Brauerei in altem Weinkeller

Raphael Wyniger steigt ins Craft-Beer-Geschäft ein: Im Basler Hotel Teufelhof braut er seit Anfang Jahr den «Hellen Engel» und den «Dunklen Teufel».

  • Das Bier ist beliebter als gedacht: Wyniger muss die Brauerei nach nur einem Monat bereits vergrössern.
  • Der «Helle Engel» kriegt bald Konkurrenz: Der «Dunkle Teufel» schlummert bereits im Kessel.

Kaum war der Plan geschmiedet, schon wurde die Kreation zum Renner. «Wir haben falsch geplant. Oder besser gesagt: Wir haben viel Erfolg. Das klingt fast schöner», sagt Raphael Wyniger schmunzelnd. Anfang des Jahres eröffnete der Hoteldirektor eine Brauerei mitten im «Teufelhof», Basel. Nur einen Monat später muss er die Anlage bereits vergrössern. Dabei vertreibt die Brauerei nur an die vier eigenen Restaurants. 480 Liter Bier pro Woche seien geplant gewesen. Jetzt gehen 700 Liter in die Flaschen. Und Wynigers Vater Franz ist als Rentner dem «Teufelhof» treu geblieben – als Braumeister. Zusammen mit dem deutschen Braukenner Max Sedlmaier und einem weiteren Angestellten kreieren sie zwei Biersorten im ehemaligen Weinkeller des Hotels.

Mitarbeiter als Verkoster

«Heller Engel» und «Dunkler Teufel» heissen die beiden Kreationen des Hauses. Ein weiches, liebliches Lager und ein dunkles, süffiges Pendant, wobei Letzteres noch im Kessel schlummert. Auch ein stärkeres Indian Pale Ale ist für den Sommer geplant. Den frechen Namen «Bierschnauz» soll es tragen.

Vater Franz Wyniger und der Braumeister sind jedoch nicht die Einzigen, die den Kreationen eine persönliche Note verpassen dürfen. Es wird nämlich im Team probiert. «Die Mitarbeiter können sagen, wenn es zu wenig spritzig ist oder mehr Alkohol vertragen kann. Wir korrigieren es dann. Das ist sehr identitätsstiftend für die Angestellten. Sie werden in die Produktion miteinbezogen und sind Bestandteil von etwas, das entsteht», erzählt Wyniger.

Auch das Timing trug zum Erfolgsrezept bei. Seit 2010 stand das Konzept für Wyniger fest, landete dann jedoch vorerst wieder in der Schublade. Während die Craft-Beer-Szene in den USA florierte und überall kleine Brauereien aufkamen, hinkte die Schweiz noch hinterher. Erst jetzt erlebt Craft Beer einen Aufschwung und Wyniger packte die Chance: «Es ist ganz klar ein Trend. Brauereien schiessen momentan wie Pilze aus dem Boden. Ein gutes Produkt in einem angesagten Markt herauszubringen – das funktioniert einfach.» Doch um das Craft-Beer-Wissen müssen sich die Schweizer laut Wyniger noch bemühen: «Unsere Bieranlage haben wir von einer deutschen Firma bauen lassen. In der Brautechnologie gibt es meines Wissens hierzulande noch keine Experten.»

Mehr Informationen unter: <link http: www.stadtmauerbrauer.ch>www.stadtmauerbrauer.ch

(Anna Shemyakova)