Die Gastkolumne — diese Woche von: Pascal Jenny, seit zehn Jahren Tourismusdirektor in Arosa und Präsident der Stiftung Arosa Bären.
Napa, der erste Bewohner im neuen Arosa Bärenland, hat nicht nur ein besseres Leben vor sich. Bei seiner Ankunft bescherte er der Ferienregion Arosa auch eine immense Medienbeachtung. Von der Idee bis zur Umsetzung nahm das einmalige und für die Schweiz neuartige Tierschutz- und Tourismusprojekt «Arosa Bärenland» über acht Jahre in Anspruch. Eine lange Phase. Jedes Auf und Ab wurde in den Medien kommentiert. Deshalb schmunzeln die Kommunikationsverantwortlichen der Tourismusorganisation über die Überraschung am Stammtisch, «dass alle Medien über das Arosa Bärenland berichten».
Es gäbe doch auch Bären in Goldau oder Langenberg. Davon lese man nie etwas. Viele touristische Exponenten – die ab und zu fragen, was Marketing- und Verkaufsorganisationen im Tourismus den ganzen Tag so machen – haben noch immer keinen blassen Schimmer, dass hinter jeder Medienberichterstattung Knochenarbeit steckt: vorinformieren, akkreditieren, koordinieren; Bilder und Texte zur Verfügung stellen; die Inhalte inszenieren und auch mal ein Geheimnis daraus machen … die Qualität der Medienarbeit einer Tourismusorganisation entscheidet in den allermeisten Fällen über die Reichweite und Anzahl medialer Nennungen.
Rund um die Medienarbeit kommen im Tourismus oft Kommentare und Analysen von ehemalige Branchengrössen, Trendsettern oder Medienpromis dazu. Jeder hat einen guten Tipp und kritisiert gerne die Arbeit der Leute «in charge». Auch beim Arosa Bärenland und der Ankunft von Napa in Arosa sind «Ehemalige» auf das medial beleuchtete Trittbrett aufgesprungen. Das nervt. Aber wie sagte ein ehemaliger Macher lächelnd zu mir: «Pascal, nicht aufregen, für viele ist nach der Karriere vor der Langeweile, und da springt man auf jedes Trittbrett, das die Langeweile kurzfristig unterbrechen kann.»
