Als Chef-Experte weiss er, dass die Bedingungen vor Ort eine grössere Herausforderung sind als die eigentlichen Aufgaben am Wettbewerb.
Urs Röthlin, Sie waren Chef-Experte 2015 in São Paulo und 2017 in Abu Dhabi. Was wird die grösste Herausforderung in Kasan sein?
Urs Röthlin: Wir stellen uns immer die gleichen Fragen: Welche Geräte haben wir vor Ort und welche Qualität haben die Rohstoffe. Die Ungewissheit bleibt, ob wirklich das Material vor Ort ist, das im Voraus auf der Liste stand.
Dann gehört wohl auch das Improvisieren zu den World Skills?
Vor Abu Dhabi wussten wir nicht, ob es in den Hallen sehr warm oder ob sie stark klimatisiert sein würden. Die Umgebungstemperatur spielt bei der Arbeit mit Teig eine wichtige Rolle. Sonja Durrer wird möglichst gut auf alles vorbereitet.
Worauf legen Sie beim Training mit Sonja Durrer besonderen Wert?
Für mich ist es eine grosse Hilfe, dass Weltmeisterin Ramona Bolliger, die Teilnehmerin von Abu Dhabi 2017, in meinem Team mitarbeitet. Sie coacht Sonja und kann ihr die besten Tipps geben. Weiter ist das ganze Team der Richemont-Fachschule involviert und hilft mit. Auch holen wir Hilfe von Experten aus der Backbranche. Mir ist sehr wichtig, dass Sonja verschiedene Ansprechpartner hat. Ihr Umfeld muss stimmen. Das gilt für die Arbeit und das Training im Geschäft wie auch privat. Dann räumen wir möglichst alle Unsicherheiten aus dem Weg.
Welcher ist der wichtigste Tipp, den Sie Sonja Durrer geben?
Viel Zeit in die Vorbereitung investieren und dann vor Ort das Beste aus der Situation machen.
Welche Beziehung haben Sie persönlich zu den World Skills?
Nach längerer Pause waren die Bäcker-Konditoren-Confiseure 2015 in São Paulo erstmals wieder an den World Skills vertreten. Ich wurde zum Chef-Experten gewählt und konnte die Wettbewerbsaufgaben mitgestalten.
Wo genau konnten Sie mitreden?
Als Mitarbeiter des Kompetenzzentrums für Bäckerei, Konditorei und Confiserie habe ich Wert auf praxisorientierte Aufgaben gelegt. Zudem ist eine internationale Ausrichtung des Wettbewerbs äusserst wichtig. Denn alle Länder sollen an den World Skills teilnehmen können. So werden vielfach helle Brote wie Baguettes gebacken und nicht unbedingt unser Ruchbrot.
(Gabriel Tinguely)
Mit der Lehre zum Bäcker-Konditor startete Urs Röthlin 2001 seine berufliche Laufbahn. Er arbeitete in den USA und in China. Dann folgte die Berufsprüfung sowie die Höhere Fachprüfung zum eidgenössisch diplomierten Bäcker-Konditor. Heute leitet er die Abteilung Bäckerei an der Richemont-Fachschule.